Plastikausstellung Berlin

30. Oktober 2018 | Globale Nachhaltigkeit

Ein sonniger Herbsttag in Berlin. Menschen flanieren entlang der Spree, die vielleicht letzte Kugel Eis der Saison in der Hand. Auf dem Wasser fahren die kleinen Ausflugsschiffe, auf denen Touristen dem Reichstag ihre Kameras entgegenstrecken. Inmitten dem bunten Treiben schaukeln vier Container mit der Aufschrift „Ocean Plastics Lab“ auf der Spree.

Was von außen erstmal unspektakulär aussieht, ist von innen mehr als sehenswert. Die 4 Container beherbergen eine Wanderausstellung zum Thema Plastikmüll in unseren Meeren. Prall gefüllt mit spannenden Infos und Erkenntnissen aus der Wissenschaft, zieht die Ausstellung um die Welt. Ottawa, Washington, Paris, Turin und Brüssel hat sie bereits besucht – nun legt sie auf der Berliner Spree an. Bis zum 29.10.2018 ist sie dort noch zu besichtigen. Für alle, die es bis dahin nicht mehr nach Berlin schaffen, haben wir die wichtigsten Infos hier ein Mal zusammengefasst.

Die Ausstellung ist in drei Bereiche aufgeteilt:

  1. See the waste
  2. Detect Impacts
  3. Build (Co-)Solutions

See the waste

Im ersten Teil der Ausstellung geht es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen wie viel Müll sich tatsächlich in den Meeren befindet. Das Problem soll greifbar und weniger abstrakt werden. Die Zahlen und Fakten, die den Menschen im Fernsehen oder Internet zu dem Thema präsentiert werden, sollen ein Gesicht bekommen. Deshalb eröffnet die Ausstellung mit einer eindrucksvollen Installation: Eine Wand voller Müll – von verschiedenen Wissenschaftlern während ihrer Forschung aus dem Meer gefischt.

Bauarbeiterhelme, ein Wellenboard, Autoreifen und viele, viele PET-Flaschen sind in langen Fischernetzen nebeneinander aufgehängt. Die Installation ist mit verschiedenen Daten und Fakten unterfüttert:

  1. Ganze 42% des gesamten Plastiks, das je produziert wurde, wurden für die Herstellung von Verpackungen verwendet
  2. Nur 9% des weltweit bisher genutzten Plastiks wurden je recycelt
  3. Es wird geschätzt, dass sich aktuell etwa 5.25 Trillionen Plastikpartikel im Meer befinden
  4. Nur 20% des Plastikmülls in den Meeren stammen aus der Fischerei, die restlichen 80% werden vom Land ins Meer getragen

Besonders eindrücklich waren auch die Zahlen zur Zerfallsdauer verschiedener Plastikprodukte:

Nylon600 Jahre
Flasche450 Jahre
Dose200 Jahre
Tüte20 Jahre
Zigarette5 Jahre

Ob sich Plastik im Meer je ganz mineralisiert, ist unklar. Klar ist nur, dass es zu Mikroplastik zerfällt. Und das stellt ein noch größeres Problem für die Meere dar, als die größeren Plastikteile.

Detect impacts

Der zweite Teil der Ausstellung verdeutlicht welche Auswirkungen der Müll in den Ozeanen hat. Auf Meerestiere beispielsweise kann es verschiedene Auswirkungen haben. Sie können das Plastik fälschlicherweise für Nahrung halten und an den unverdaulichen Teilen in ihren Mägen sterben. Regelmäßig verheddern sich außerdem größere Meerestiere, wie Schildkröten oder Seehunde in herumtreibenden Fischernetzen, können sich selbst nicht mehr befreien und verenden meist qualvoll. Hinzukommt, dass sich bestimmte Bakterien an den Plastikpartikeln festsetzen und so von der Strömung getragen, weite Wege zurücklegen können – das könnte die Ausbreitung invasiver Arten und bestimmter Krankheiten fördern.

Besonders Mikroplastik wird über die großen Meeresströmungen über weite Distanzen transportiert und sammelt sich in den sog. Müllinseln der Ozeane. Um dieses Problem zu lösen, ist seit einigen Tagen das Ocean Cleanup Projekt in Gange. Wie wirkungsvoll das sein kann, ist jedoch unklar, da es Plastik nur von der Oberfläche sammelt. Forscher gehen davon aus, dass der Großteil des Plastiks im Meer bereits auf den Meeresboden gesunken ist.

Build (Co-)Solutions

Der letzte Teil der Ausstellung ruft zum Handeln auf. Er zeigt wie viel die Wissenschaft bereits herausgefunden hat und vor welchem Dilemma sie gleichzeitig steht: Mit jeder gefundenen Antwort auf eine Frage, ergeben sich 10 neue Fragen. Das Thema Plastik und seine Auswirkungen für Mensch und Natur ist aktuell noch von vielen Fragezeichen überschattet. Um in Zukunft mehr Antworten finden zu können, ist auch die Zivilgesellschaft gefordert. Mit verschiedenen Apps, kann sie die Wissenschaftler in ihrer Arbeit unterstützen:

1. Mit der App „Beach Explorer“ können Strandbesucher an der Nordsee kuriose Funde aller Art fotografieren und die Fotos zur Bestimmung einsenden. Das hilft der Wissenschaft dabei zu verstehen, wie sich Müll im Meer ausbreitet und welche Arten von Müll im Meer am häufigsten vorkommen.

2. Der „Marine Debris Tracker“ funktioniert ähnlich wie die App „Beach Explorer“, kann aber an Stränden weltweit verwendet werden.

Eine weitere hilfreiche App für den Privatgebrauch ist die App „Beat the Micro Bead“. In vielen Kosmetikartikeln befindet sich Mikroplastik (Beispielsweise in Zahnpasten oder Körperpeelings). Dieses gelangt über das Abwasser ins Meer. Wer beim Kauf auf plastikfreie Artikel setzen möchte, scannt mit der App ganz einfach sein Produkt und bekommt angezeigt, ob es Mikroplastik beinhaltet oder nicht.

Jeder Einzelne kann etwas dazu beitragen, dass sich der Mülleintrag ins Meer verringert. Die fünf häufigsten Artikel, die aus dem Meer gesammelt werden, sind in folgender Reihenfolge:

  1. Zigarettenstummel
  2. Plastikflaschen
  3. Flaschendeckel und Becherdeckel
  4. Takeawayboxen
  5. Plastiktüten.

Der Verzicht auf diese Artikel oder zumindest die Wahl einer umweltfreundlicheren Plastikalternative können dazu beitragen, dass das Müllproblem in den Ozeanen in Zukunft eingeschränkt wird.

Wer sich eine Zeit lang durch die Ausstellung treiben lässt und den Gesprächen der anderen Besucher lauscht, wird merken, dass die Ausstellung nicht nur Antworten gibt, sondern auch Fragen aufwirft. „Was passiert denn mit meiner PET-Flasche, nachdem ich sie in den Pfandautomaten geworfen habe? Wird sie immer recycelt und ist das Problem damit nicht schon gelöst?“. „Was gibt es denn für Alternativen zu Plastik?“ oder „Woher kommt denn der Müll im Meer? Sind wir da in Deutschland überhaupt dran beteiligt?“. Plastikalternative hat zumindest auf einige dieser Fragen eine Antwort – klicken Sie sich einfach durch unsere Artikel und finden Sie spannende neue Infos rund um das Thema Plastikmüll und wie wir es vermeiden könnten.

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