Oft ist es Segen und Fluch zugleich: Das Smartphone. Im Schnitt verbringen Deutsche mehrere Stunden täglich am Handy. Warum diese Zeit also nicht sinnvoll nutzen? Immer mehr grüne Apps haben es sich zum Ziel gemacht, das Leben einfacher zu machen. Mittlerweile gibt es für alles eine App – ob zur Reduzierung von Plastikmüll oder um aussortierte Lebensmittel zu retten. Wir haben die Besten für Dich zusammengestellt.
Warum überhaupt nachhaltiger leben?
Wenn der Speicherplatz mal wieder voll ist und das Handy sowieso schon langsamer wird, überlegt man es sich gerne zweimal, welche neue App runtergeladen wird. Aber die grünen Apps haben ihre Daseinsberechtigung. Denn nachhaltiger leben tut jedem gut – nicht nur dem Planeten. Viele der Apps helfen Dir zum Beispiel auch beim Geld sparen. So kann Dir ein bisschen Speicherplatz schnell ein leckeres Abendessen finanzieren. Und in Anbetracht der immer größer werdenden Müllstrudel im Meer und der immer knapper werdenden Ressourcen, ist klar, dass wir zu verschwenderisch leben. Gut verdeutlicht wird das durch den Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag). Der Tag zeigt jedes Jahr an, wann die Menschheit ihre Ressourcen ausgelastet hat. Ab diesem Tag leben wir also über unsere Verhältnisse und verbrauchen damit Ressourcen, die nicht rechtzeitig wieder aufgefüllt werden können, um uns langfristig zu versorgen. In diesem Jahr wurde dieser Punkt bereits am 29. Juli erreicht. Deinen ganz persönlichen ökologischen Fußabdruck kannst Du auch ganz einfach selbst errechnen mit der App nulify. Durch eine Befragung wird hier errechnet, wie nachhaltig Dein Lifestyle tatsächlich ist. Außerdem zeigt man Dir, wo Du am meisten CO2 einsparen kannst und auch wie das am besten funktioniert. Die App gibt es für Android und iOS.
Grüne Apps gegen Lebensmittelverschwendung
Zu Gut für die Tonne!
Rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jedes Jahr weggeschmissen. Über die Hälfte davon stammt aus privaten Haushalten. Das Problem kennt jeder: Das Brot fängt an zu schimmeln und die Reste vom Abendessen verschwinden in den Tiefen des Kühlschranks und werden vergessen. So verursacht jeder etwa 75 Kilo Müll alleine durch Lebensmittel pro Jahr. Die App “Zu gut für die Tonne” des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft möchte dagegen etwas übernehmen. Zusammen mit bekannten Köchen wie Sarah Wiener und Tim Mälzer stehen hier zahlreiche Reste-Rezepte zur Verfügung. Tools wie der Einkaufsplaner oder das Lexikon helfen Dir außerdem, das Problem bereits im Kern anzugehen. Koordiniere Deinen Einkauf und lagere Deine Lebensmittel so, dass sie möglichst lange haltbar sind. Die App ist für Android und iOS verfügbar.
TooGoodToGo
Insgesamt 18% der Lebensmittelabfälle kommen durch Gastronomie sowie Einzel- und Großhandel zustande. Über 2 Millionen Tonnen werden hier jährlich weggeschmissen. Die App TooGoodToGo will das ändern: Läden, Restaurants und Kiosks können sich hier anmelden und Essen, dass sie in ihren Läden nicht mehr verkaufen können für einen Spar-Preis verkaufen. Nutzer können das Angebot durchforsten und je nach Standort und Vorlieben eine Portion beim Laden ihrer Wahl reservieren. Das Spannende: Die Portionen sind wie kleine Überraschungstüten, man weiß nie, was man bekommt! TooGoodToGo ist ideal für alle probierfreudigen und kreativen Esser. Und ganz nebenbei spart man dabei auch noch Geld! Mittlerweile machen schon zahlreiche Länder in ganz Europa bei der App gegen Lebensmittelverschwendung mit. TooGoodToGo gibt es für iOS und Android.
Vytal
Wer keine Lust auf Überraschungen hat, aber trotzdem gerne außer Haus essen möchte, kann die App Vytal nutzen. Sie haben ein Mehrwegsystem für To-Go Verpackungen entwickelt. Die App ist für alle Fälle ausgerüstet: Wenn Du Dir gerne Essen liefern lassen möchtest, kannst Du darüber schauen, welche Restaurants in Deiner Umgebung an dem Mehrwegsystem beteiligt sind. Dort kannst Du Dir Dein Gericht aussuchen und direkt über die App bestellen. Bist Du vor Ort und möchtest Dein Essen mitnehmen, scannst Du einfach den QR-Code der Verpackung mit der App ein und nimmst Dein Essen mit. Die Vytal-Verpackung gibst Du dann innerhalb von 14 Tagen bei einem der teilnehmenden Partner wieder ab. Bezahlen musst Du für die Nutzung dann nichts. Erst, wenn die Verpackung nicht fristgemäß zurück kommt, werden Dir 10€ über die hinterlegten Zahlungsinformationen abgebucht. Du kannst Dir Dein Geld aber in Form von Vytal-Credits zurückholen, auch wenn Du die Schale nach den 14 Tagen erst abgibst.
Die Credits kannst Du dann bei Deiner nächsten Bestellung einlösen. Und wenn Du gerade kein Smartphone zur Hand hast, kannst Du bei den Partnern auch eine Offlinekarte mit einem QR-Code kaufen, der wie die App funktioniert. Vytal kannst Du auf Android- und iOS-Geräten nutzen.
Refill & Die Karte von Morgen
Der Weg in die Nachhaltigkeit beginnt für viele mit einer Wasserflasche. Auch wenn wir in Deutschland ein relativ gutes Pfandsystem haben, ist kein Plastik immer noch besser als Mehrweg-Plastik. Der Umstieg von der Pfandflasche zur eigenen Trinkflasche ist für viele der einfachste Schritt, weniger Plastik zu verbrauchen. Und günstiger ist es noch dazu! Aber was tun, wenn im Hochsommer die 0,7 Liter Flasche nicht reicht, um einen durch die heißen Temperaturen zu bringen? In einigen Länden ist es völlig normal, dass Läden und Restaurants Leitungswasser gratis auszugeben. In Deutschland ist das oft nicht so. Unter dem Hashtag #RefillRevolution schließen sich daher alle Anlaufstellen zusammen, bei denen man kostenlos seine Wasserflasche auffüllen lassen darf. Motivation dahinter ist der Umweltschutz und mittlerweile sind in ganz Deutschland viele Ladenbesitzer Teil dieser Bewegung. In Kooperation mit der App Die Karte von Morgen wird Dir auf der interaktiven Karte angezeigt, wo Refill-Stationen in Deiner Nähe sind. Die Karte von Morgen kannst Du bereits für Android nutzen, für iOS befindet sie sich noch in der Beta-Phase.
Über die App kannst Du auch nach anderen Dingen rund um das Thema Nachhaltigkeit in Deiner Nähe suchen, zum Beispiel Unverpackt-Läden. Auch über die Refill-Website kannst Du nach Stationen in Deiner Nähe suchen.
Mundraub & Zero Waste App
Wer stand nicht schonmal vor den winzigen Schalen Brombeeren und Himbeeren im Supermarkt und hat mit sich gerungen, ob der überteuerte Preis für plastikverpackte Früchte aus dem Ausland wirklich gerechtfertigt ist? Mit der App Mundraub kannst Du Dir dieses Dilemma in Zukunft sparen. Denn viele Früchte, Nüsse und Kräuter kannst Du vollkommen kostenlos in Deiner Nachbarschaft finden. Die Karte von Mundraub zeigt Dir, wo es erlaubt ist, Deine eigenen, wilden Lebensmittel zu ernten. Wichtig ist dabei nur, dass Du die Eigentumsrechte beachtest und die Natur nicht beschädigst. Die interaktive Karte ist in der Zero Waste App integriert. Die ist für Android und iOS verfügbar. Hier findest Du noch weitere Ideen und Anlaufstellen rund um den Zero Waste Lifestyle und kannst sogar eigene Aktionen planen! Die Mundraub-Karte ist aber auch ohne App über die Website verfügbar.
Kaufen & Verkaufen mit grünen Apps
ReplacePlastic
Manchmal scheint es so, als würden Hersteller sich einen Wettbewerb liefern darin, wer seine Produkte mit dem meisten Plastik verpacken kann. Vom Joghurt, der mit zwei Deckeln daher kommt, zu den Kiwis, die im Viererpack eingeschweißt werden bis zu den Chips, die zu 90% aus Verpackung bestehen. All das sind Müllquellen, die vermieden werden könnten. Mit ReplacePlastic kannst Du dafür sorgen, dass sowas in Zukunft anders verpackt wird. Dafür scannst Du einfach den Barcode des Produktes und sendest den Herstellern eine vorgefertigte Mail mit Deiner Bitte, dieses Produkt in Zukunft plastikfrei zu verpacken.
Die App gibt jedem Konsumenten damit eine einfache Möglichkeit, seine Stimme zu nutzen und Feedback zu den Produkten zu geben. Ziel ist es, die Hersteller zum Überdenken ihrer Verpackungen zu bewegen und sich den Wünschen ihrer Kunden anzupassen. Die App ist sowohl für Android als auch für iOS verfügbar. Du kannst Deine Produkte aber auch über die Website einscannen.
NABU Siegel-Check
Wer sich bereits etwas länger mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, hat sich sicherlich auch schon gefragt, was die unzähligen Siegel alles zu bedeuten haben. Ob auf Schreibwaren, Obst und Gemüse oder Kleidung – die Siegel gibt es überall. Mit dem NABU Siegel-Check kannst Du das entsprechende Siegel ganz einfach abfotografieren und erhältst schnell eine Übersicht darüber. Du erfährst mehr zu den Hintergründen des Siegels, den Mindestanforderungen und von wem es vergeben wird. Ein einfaches Bewertungssystem hilft Dir außerdem bei der Einschätzung, wie aussagekräftig dieses Siegel ist. Die App bekommst Du für iOS als auch Android, aber auch über die Website sind alle Infos erhältlich.
CodeCheck
Mikroplastik in Kosmetika oder versteckte Inhaltsstoffe in Lebensmitteln machen immer wieder Schlagzeilen. Und immer wieder nimmt man sich vor, die Label vor dem Kauf zu checken, um wirklich zu wissen, was in den Produkten steckt. Aber wer hat schon Zeit, bei jedem Einkauf die Label zu checken? Und wer versteht überhaupt, was die Inhaltsstoffe bedeuten?! Ein Fall für die App CodeCheck. Damit kannst Du einfach den Barcode des Produktes scannen und bekommst dann eine Übersicht über die Inhaltsstoffe und deren Schädlichkeit für Mensch und Umwelt. Indem Du Dein Profil in der App personalisierst, kannst Du ganz schnell herausfinden, ob ein Produkt Deinen Ansprüchen gerecht wird oder nicht. Die Datengrundlage für die Bewertungen kommt von wissenschaftlichen und unabhängigen Institutionen wie Greenpeace oder der Verbraucherzentrale. CodeCheck kannst du auf Android- und iOS-Geräten nutzen.
Buycott
Mit der App Buycott kannst Du Dich vor dem Kauf eines Produktes informieren, welcher Konzern dahinter steckt. So kannst Du beispielsweise vermeiden Firmen wie Nestlé zu unterstützen, indem Du eine ihrer Marken kaufst. Dafür scannst Du einfach mir Deiner Kamera den Strichcode des gewählten Produktes ein. Vor allem internationale Produkte sind schon reichlich in der App vorhanden, aber auch zu Produkten des deutschen Marktes findest Du immer mehr Infos. Die App gibt es sowohl für Android, als auch für iOS.
Fashion finden mit grünen Apps
Vinted, Shpock und Ebay
In einer Wegwerf-Gesellschaft wie unserer, ist die Versuchung oft groß, die Garderobe mit jeder Saison zu erneuern und defekte Geräte einfach wegzuwerfen. Dabei steckt in diesen Teilen oft noch viel Wert, den Andere nur zu gerne nutzen würden. Apps wie Vinted, Shpock oder Ebay sind ideale Händleroberflächen für Gebrauchtwaren. Hier kann man als Verkäufer*in noch bares Geld aus seinem “Müll” machen. Und als Käufer*in den Kleiderschrank zu einem Bruchteil des Neu-Preises auffüllen. Eine Win-Win-Situation also für beide Seiten. Alle Apps können sowohl auf Android- als auch iOS-Geräten genutzt werden.
Good on You
Viele Marken werben mit Nachhaltigkeit, aber wo stimmt das wirklich und wo wird nur Greenwashing betrieben? Good on You gibt Dir einen Überblick, welche Marken wirklich nachhaltige Kleidung produzieren. Gib einfach den Markennamen ein und überzeug Dich davon, wie nachhaltig sie tatsächlich ist. Auch der Preisfaktor wird mit angegeben. Eigene Bewertungen kannst Du ebenfalls einfügen. Zur Zeit ist die App auf Englisch für Android und iOS nutzbar. Über die Website hast Du ebenfalls Zugriff auf die Bewertungen.
Grüne Apps für den Alltag
Müllweg
Überall wo Menschen sind, ist in der Regel auch Müll – das ist leider eine Tatsache. In Städten wird dem noch so gut es geht mit öffentlichen Mülleimern Einhalt geboten, aber im Wald sieht man regelmäßig Berge von Müll, oft sogar Farb- und Öleimer oder Elektroschrott. Das mag zwar für den Verursacher einfacher und günstiger sein, als die fachgerechte Entsorgung über den Wertstoffhof, ist aber für die Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes reines Gift. Mit der Müllweg-App können solche sogenannten “wilden Müllkippen” direkt der jeweils zuständigen Behörde gemeldet werden. Per Mail kann der Standort und bei Bedarf sogar Fotos geteilt werden. Fast in ganz Deutschland kann der illegalen Müllentsorgung so Einhalt geboten werden. Der Service ist als App für Android und iOS und auch über die Homepage verfügbar.
Ecosia
Hast Du Dir schonmal überlegt, wie oft Du am Tag eine Frage an Google richtest? Was wäre, wenn Du mit jeder Suchanfrage etwas Gutes für die Umwelt tun könntest? Kein Problem mit Ecosia. Die ökologische Suchmaschine verwandelt die zahlreichen Suchanfragen der User in Bäume. So wird für jede Suchanfrage 1 Kilogramm CO2 neutralisiert. Ecosia nutzt die Daten der Suchmaschine Bing – der zweitgrößten nach Google. Du brauchst Dir also keine Sorgen machen, dass Du mit Ecosia keine Antworten auf Deine Fragen findest. Ecosia kannst Du per App auf Deinem Android- oder iOS-Smartphone installieren, aber auch über die Website auf Deinem PC nutzen.
Go Green Challenge
Wer immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist, kann sich die Go Green Challenge holen. Die App stellt Dir jede Woche eine neue Challenge rund um den nachhaltigen Lifestyle. Versuch doch mal, eine Woche lang kein Essen wegzuwerfen! Die App macht den Einstieg in das Thema zu einer spannenden Challenge. Erhältlich ist sie auf Englisch für Android verfügbar.
Fazit: Brauchen wir nachhaltige Apps?
Natürlich brauchen wir keine nachhaltigen Apps. Aber wir brauchen auch kein Smartphone und trotzdem haben die allermeisten eins in ihrer Tasche. Warum also nicht das Beste draus machen? Die Apps sind eine super Variante etwas mehr Umweltbewusstsein in den Alltag zu integrieren. Sie sind dafür da, den Alltag einfacher zu machen und helfen dabei, Müll zu vermeiden und Gutes für die Umwelt zu tun. Die Auswahl ist riesig und für jeden Bereich gibt es eine passende App – von Mode bis Lebensmittel ist für alle was dabei. Und mit vielen Apps kann sich sogar selbst etwas Gutes tun!