Plastikflaschen sind zu einem unserer wichtigsten Begleiter im Alltag geworden. Wir nehmen sie mit zum Sport, auf die Arbeit oder zum Picknicken in den Park. Viel Trinken ist ja bekanntlich wichtig – und PET-Flaschen machen es uns einfach, uns daran zu halten: Sie sind leicht, günstig und in allen möglichen Formen und Größen zu kaufen. Hin und wieder auf PET-Flaschen zurückzugreifen ist auch überhaupt nicht verwerflich. Das Problem: Wir nutzen sie zu viel, ohne darüber nachzudenken und vor allen Dingen ohne uns darüber im Klaren zu sein, wie viele Ressourcen in einer einzigen PET-Flasche stecken. Wir zeigen die überraschend komplexe und aufwändige Lebensgeschichte dieses scheinbar einfachen Alltagsgegenstands.
Fracking für die Plastikflasche
Dass Öl knapp wird, ist lange bekannt. Häufiger Mal auf das Rad zu steigen anstatt das Auto zu nehmen, ist also durchaus eine gute Idee, um weniger Öl zu verbrauchen. Doch Mineralöl wird nicht nur in den Tanks unserer Autos verbraucht – im Gegenteil, Erdöl steckt in deutlich mehr Produkten als uns bewusst ist. Plastikflaschen sind eines davon – und sie bestehen zu fast 100% aus dem Rohstoff. Allein für die Produktion eines Kasten Wassers à 12 Flaschen mit einem Liter Fassungsvolumen werden bereits zwei Liter Öl benötigt.
Da die natürlichen Vorkommen von Mineralöl knapp werden, wird seit einigen Jahren verstärkt auf das umstrittene Fracking-Verfahren gesetzt, das Öl aus Ölsand gewinnt. Hierbei wird Öl unter Aufwand von Unmengen Wasser aus dem Boden gefördert und von dem Sand getrennt. Um an das Öl zu gelangen, werden häufig große Flächen Wald gerodet. Besonders in Kanada wird diese Methode momentan verfolgt.
Ob in Kanada oder anderen Ölförderstaaten gewonnen – um zu Plastikflaschen verarbeitet zu werden, legt das Öl meist einen ziemlich langen Weg zurück – zum Beispiel zu uns nach Deutschland, viele tausend Kilometer über das Meer.
Vom Öl zur Flasche
In Deutschland angekommen, wird das Öl in einer Raffinerie aufbereitet. Es enthält Kohlenwasserstoffe, die die Grundlage für die Herstellung von Plastik bilden. In einem recht aufwändigen Prozess werden aus dem Kohlenwasserstoff Polymere – also Kunststoffe – erzeugt. Diese werden zunächst zu kleinen Kügelchen geformt, die dann eingeschmolzen und im nächsten Schritt zu einheitlichen Plastikflaschen geformt und an die jeweiligen Endproduzenten geschickt werden. Diese bringen die Flaschen dann letztlich in die individuelle Form, füllen sie mit Wasser und liefern sie an die Supermärkte, wo wir sie dann als Konsumenten kaufen können.
Zurück über den Ozean?
Unsere gemeinsame Zeit mit der Wasserflasche ist meist recht kurz. Ist die Flasche leer, haben wir unser Soll erfüllt: wir haben uns etwas Gutes getan und genug getrunken. Und um uns noch etwas besser zu fühlen, bringen wir die leere Flasche nun zum nächsten Pfandautomaten. Hier ist unser Kontakt mit der Flasche beendet, wir haben sie brav aufgeräumt und schon ist sie aus den Augen und aus dem Sinn. Doch die Reise der Flasche ist noch lange nicht vorbei.
Korrekt entsorgte Pfandflaschen werden zunächst einmal nach Mehrweg und Einweg sortiert. Dabei machen Einwegflaschen inzwischen den größten Teil der in Deutschland verkauften PET-Flaschen aus. Zu erkennen sind sie an dem Zeichen mit der Flasche und der Dose auf dem geschwungenen Pfeil. Die Einwegflaschen können kein zweites Mal befüllt werden. Zwar werden sie meist recycelt und etwa zu Folien oder unter Umständen sogar wieder zu neuen Flaschen verarbeitet, doch ist diese Methode äußerst ressourcen- und energieaufwändig.
Umweltfreundlicher sind Mehrwegflaschen. Aus PET können sie bis zu 25 Mal wieder befüllt werden. Erst danach werden auch sie dem Recyclingkreislauf überführt.
Offiziellen Angaben zufolge werden in Deutschland etwa 80% der Flaschen recycelt. Dabei wird jedoch nur gemessen, wie viele Flaschen an die Recycling-Anlagen geliefert werden. Was genau dort mit ihnen geschieht, wird nicht mitgerechnet. Ein beachtlicher Teil, der nicht in Deutschland recycelt wird, tritt seine Reise über den Ozean, zum Beispiel nach China an. Was dort genau mit ihm geschieht, kann nicht nachgewiesen werden. Ob die Flaschen für das Recycling aufbereitet, verbrannt oder doch im Meer entsorgt werden, ist nicht transparent erkennbar. Bei der Verbrennung entsteht jedoch das klimaschädliche Gas CO2 und im Meer kann Plastikmüll fatale Folgen für das gesamte Ökosystem haben (hier kannst Du mehr über die Gefahren von Plastik für die Meere nachlesen).
Mit diesem Hintergrundwissen fällt es leichter, sich öfter gegen den Kauf einer PET-Flasche und für die Nutzung einer dauerhaft verwendbaren Trinkflasche zu entscheiden. Leitungswasser ist in Deutschland meist sogar sauberer als abgefülltes Wasser. Hinzu kommt, dass es keine weiten Transportwege zurücklegen muss. In eine Edelstahlflasche gefüllt, ist es der optimale Wegbegleiter und Ersatz für Wasser aus der PET-Flasche.