Dass unsere Ozeane buchstäblich in Plastikmüll ertrinken, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Im Netz gehen Videos einer Schildkröte viral, die unter Schmerzen ein Plastikstrohhalm aus der Nase gezogen bekommt. Bilder von verendeten Vögeln mit Mägen voller Plastikmüll tauchen inzwischen fast regelmäßig in unserer Newsleiste auf. Plastikmüll scheint sich in einem unvorstellbarem Ausmaß unkontrollierbar in unseren Gewässern auszubreiten. Doch welche Folgen haben diese Plastikmassen für die Meere? Inwiefern beeinflussen sie das Leben von Mensch und Tier? Und was kann gegen das Problem getan werden?
Plastik verändert das Ökosystem Meer
Immer wieder hören wir von Mikroplastik, das mit einer Partikelgröße von gerade Mal einem Millimeter und weniger eine riesige Bedrohung für die Meere und ihre Bewohner darstellt. Gleichzeitig sehen wir Bilder von großen Fischernetzen, Plastiktüten und Wäschekörben, die durch das tiefe Blau treiben.
Beide Sorten von Plastik stellen eine Bedrohung für die Meere dar. An den größeren Teilen können sich Meerestiere verletzen, indem sie sich verheddern oder Teile davon fressen.
Auch Mikroplastik wird von vielen Meeresbewohnern gefressen. Sie verwechseln es mit Fischeiern und Plankton. Die unverdaulichen Kunststoffpartikel können langfristig zum Tod führen. Inwiefern Mikroplastik außerdem durch eine eventuelle hormonelle oder bakterielle Wirkung Schaden im Organismus der Tiere anrichtet, ist noch nicht ganz klar.
Fest steht aber, dass Plastik in das Ökosystem Meer eingreift. Durch die direkte Bedrohung für die Meerestiere führt es zum Beispiel zu einem Verlust der Artenvielfalt. Stirbt eine größere Zahl verschiedener Arten in einem Ökosystem, kann es aus dem Gleichgewicht geraten. Jedem Tier und jedem Lebewesen in einem Ökosystem kommen bestimmte Aufgaben zu. Wenn diese nicht mehr übernommen werden, da eine Art im Bestand zurückgeht, kommt es beispielsweise zu einer übermäßigen Ausbreitung einer anderen Art, die dann keinen natürlichen Fressfeind mehr hat. Plagen und ein Verlust der Vielfalt sind die Folge.
Mikroplastik in den Ozeanen
Die kleinen Plastikpartikel befinden sich zum Beispiel in Kosmetikprodukten, die wir täglich benutzen (Beim BUND findest Du eine Liste aller Kosmetikprodukte, die Mikroplastik enthalten). Selbst moderne Kläranlagen können diese kleinen Partikel noch nicht ausreichend filtern, weshalb sie ungebremst vom Abwasser über unsere Flüsse in die Weltmeere gelangen. Außerdem werden durch mechanische Prozesse wie Reibung größere Müllstücke auf ihrem Weg durch die Meere langsam in kleine Stücke zersetzt. Auch so entsteht Mikroplastik.
Wenn man verstehen will, welche Gefahren Mikroplastik birgt, muss man den Blick weg von den eindrucksvollen Bildern sterbender Wale hin zu den kleineren, eher unscheinbaren Details richten. Die winzigen Plastikpartikel wurden inzwischen bereits in Würmern, Plankton und Muscheln nachgewiesen. Und dies nicht nur in exotischen Tierchen, die irgendwo vor der asiatischen Küste vorkommen, sondern auch in den gemeinen Wattwürmern an der deutschen Nordseeküste.
Die kleinen Würmer lockern den Boden im Watt auf und versorgen ihn mit wichtigen Nährstoffen. So tragen sie entscheidend zur gesunden Funktion des Watts bei. Aufgrund ihrer Beschaffenheit gelangt Mikroplastik jedoch mit Leichtigkeit in ihren Organismus und führt dazu, dass sie bis zu 50% ihrer Leistungsfähigkeit verlieren können.
Das ist natürlich nur ein Beispiel für die Auswirkungen von Mikroplastik. Darüber hinaus wird aktuell auch das Auftreten neuer Bakterienarten untersucht, die mit dem Mikroplastik in Verbindung gebracht werden. Inwiefern Sie Einfluss auf das Ökosystem Meer haben, ist noch nicht erforscht. Festhalten kann man allerdings, dass Mikroplastik kaum mehr zu kontrollieren ist. Gerade bei Stoffen, deren Wirkung noch nicht endgültig abgeschätzt werden kann, ist das kritisch zu betrachten.
Wie kommt das Plastik überhaupt ins Meer?
Wir haben in Deutschland ein ausgefeiltes Recyclingsystem und deshalb geht von hier aus kein Müll ins Meer – richtig? Leider nicht ganz. Natürlich kommt der größte Teil des Mülls in den Meeren aus den Ländern, die kein funktionierendes Abfallentsorgungssystem haben.
Allen voran scheint China seinen Müll in großen Massen direkt oder indirekt im Meer zu entsorgen. Bis zu 3,5 Millionen Tonnen sollen von dort aus jährlich in den Pazifik gelangen. Doch weder China noch andere Länder mit mangelhaftem Abfallsystem sind allein an der Verschmutzung der Meere schuld.
Wie bereits beschrieben, passiert Mikroplastik aus Kosmetikprodukten, die hier in Deutschland tagtäglich benutzt werden, ungehindert Kläranlagen und tritt so über die Flüsse seinen Weg ins Meer an. Außerdem wird bei weitem nicht der ganze Müll, der hier produziert wird, auch korrekt entsorgt. Wiesen und Wälder sind – besonders im Sommer gut sichtbar – gesäumt von Abfällen. Diese gelangen mit der Zeit auch in Gewässer und von dort eben weiter ins Meer. Und zu guter Letzt sollte nicht vergessen werden, dass ein Großteil des Mülls, der in Deutschland gesammelt wird, nicht hier entsorgt wird. Im Gegenteil, große Mengen werden in andere Länder gebracht, um dort verbrannt oder recycelt zu werden – beispielsweise nach China.
Was kann man gegen den Plastikmüll im Meer tun?
In der Hand des Konsumenten liegt es vor allen Dingen, dafür zu sorgen, dass in Zukunft weniger Plastikmüll entsteht. Hierzu ist es wichtig, dass wir in unserem Alltag versuchen, so gut es geht auf Plastik zu verzichten. Dass das nicht zu 100% möglich ist und Plastik in einigen Bereichen auch seine Berechtigung hat (“Nutzen von Plastik”), ist natürlich klar. Doch in einigen Bereichen könnten wir inzwischen auf plastikfreie Alternativen zurückgreifen. Mehr dazu, kannst Du zum Beispiel in unserem Ratgeber professionell plastikfrei nachlesen.