Der Klimawandel ist in dieser Zeit ein allgegenwärtiges Thema. Viele haben das Ziel ihren ökologischen Fußabdruck auf Erde möglichst klein zu halten. Aber das ist wirklich ein Fulltime-Job: Ob beim Einkaufen im Supermarkt, Klamotten shoppen oder bei der Wahl des nächsten Urlaubsziels – immer stellt sich die Frage “Was ist nun die beste Option für das Klima?”. Und egal wie viel Mühe man sich gibt, muss man früher oder später feststellen, dass ein klimaneutrales Leben so gut wie gar nicht mehr mit dem modernen Alltag zu verbinden ist. Aber es gibt Abhilfe: Die CO₂-Kompensation. Sie soll die Emissionen ausgleichen, die nicht vermeidbar sind, um so – zumindest auf dem Papier – eben doch vollkommene Klimaneutralität zu erreichen.
Was ist die CO₂ Kompensation?
CO₂ ist ein Treibhausgas, das in unserer Atmosphäre dafür sorgt, dass Wärme schlechter entweichen kann. Konsequenz daraus ist die Klimaerwärmung – ein Prozess dessen Auswirkungen wir schon jetzt in Form von Überflutungen und Waldbränden zu spüren bekommen. Die CO₂ Kompensation ist eine Klimaschutzmaßnahme gegen diese Folgen. Dabei sollen die ausgestoßene Emissionen berechnet und an anderer Stelle in derselben Masse wieder kompensiert werden. Das funktioniert zum Beispiel durch Maßnahmen, die den Ausstoß verringern oder den Kohlenstoff dauerhaft binden. Das könnte zum Beispiel der Bau von Windkraftanlagen sein oder der Schutz von Kohlenstoffsenken wie Mooren. Möchten Unternehmen oder Einzelpersonen ihren CO₂ Ausstoß kompensieren, können sie Zertifikate erwerben. Mit dem Geld werden dann die Klimaprojekte finanziert.
Vorteile des CO₂-Ausgleichs
Ein guter Kompromiss
Der CO₂-Ausgleich ist vor allem da effektiv, wo andere Maßnahmen nicht weiter kommen. Es ist klar, dass die gänzliche Vermeidung von Emissionen eher angestrebt werden sollte, als der Ausgleich. Aber uns muss auch klar sein, dass unsere die Gesellschaft nicht klimaneutral leben kann und erst Recht nicht von jetzt auf gleich. Flugreisen, Online-Shopping und Co. werden auch in Zukunft weiter genutzt werden. Und solange solche Aktivitäten nicht klimaneutral umsetzbar sind, ist ein Ausgleich der beste Kompromiss.
Förderung des Klimaschutzes
Indem CO₂-Emissionen gegen Geld ausgeglichen werden können, eröffnet sich eine neue Art der Förderung für Klimaschutzprojekte. Die benötigten Gelder kommen dann nicht mehr nur aus Subventionierungen und privaten Investitionen, sondern eben auch aus den Ausgleichszertifikaten. Das bringt den Ausbau solcher Projekte extrem voran und hilft nicht nur in Bezug auf CO₂-Emissionen. Beispielsweise sorgt der Schutz von natürlichen Kohlenstoffsenken nicht nur für eine CO₂-Kompensation, sondern erhält auch natürliche Lebensräume.
Höheres Bewusstsein
Bei jeder Bestellung nach einem CO₂-Ausgleich gefragt zu werden, für jeden Flug den genauen CO₂-Wert genannt zu bekommen, der dadurch ausgestoßen wird – das sorgt für ein schlechtes Gewissen. Und auch wenn uns das schlechte Gewissen nicht die Lebensfreude nehmen sollte, hat es doch seine Vorteile: Denn es erhöht das Bewusstsein. Mit dem CO₂-Ausgleich wird uns vor Augen geführt, welche Auswirkungen unsere Einkäufe und Urlaubsreisen haben. Der ein oder andere fängt so vielleicht an, Alternativen zu suchen und damit eben doch einen weiteren Schritt in Richtung Klimaneutralität zu gehen.
Kritik am CO₂-Ausgleich
Verharmlosung der Klimasünden
Viele Stimmen kritisieren das Prinzip des CO₂-Ausgleichs aber auch, bezeichnen ihn als Ablasshandel. Ähnlich den Ablassbriefen früher, könne man sich damit von seinen Klimasünden einfach freikaufen.
Indem man seinen ökologischen Fußabdruck durch Geld ausgleicht, wird das Ausmaß der eigenen Taten für das Klima verharmlost. Langfristig könnte das die Situation verschlimmern. Denn Klimaschutz kann nicht funktionieren, indem man Schaden anrichtet und ihn anschließend wieder beseitigt, sondern indem man Wege sucht, den Schaden überhaupt erst zu vermeiden.
Aufruf zum Greenwashing
Mit dem CO₂-Ausgleich wird es Firmen einfach gemacht, sich Klimaneutralität auf die Fahnen zu schreiben. Greenwashing ist hier das Stichwort. Auf dem Papier sind die Unternehmen und ihre Produkte zwar klimaneutral, de facto sind sie aber dennoch die Ursache für eine große Menge CO₂. Der Verbraucher wird aber von der Klimaneutralität des Unternehmens überzeugt und trifft die Kaufentscheidung mit einem guten, klimafreundlichen Gewissen. Und: Der CO₂-Ausgleich ist für Firmen in der Regel günstiger als für Privatpersonen. Die großen Mengen, die sie auszugleichen haben, sorgen für eine Art Mengenrabatt. CO₂-Ausgleich ist also nicht gleich CO₂-Ausgleich.
How to: CO₂-Ausgleich
Es gibt viele verschiedene Kompensationsanbieter, da ist die Wahl oft schwierig. Wir haben einige Tipps für Dich, woran Du einen seriösen Anbieter erkennst:
- Zertifizierungen: Klimaschutzprojekte erfüllen unterschiedliche Kriterien. Die werden durch einige Standards und Gütesiegel überprüft. Um einschätzen zu können, ob ein CO₂-Ausgleich und die damit unterstützten Klimaprojekte seriös sind, kannst Du auf solche Zertifizierungen achten. International gilt beispielsweise der Gold Standard, der Clean Development Mechanism (CDM) und die Verified Carbon Standards (VCS). Zusätzlich dazu können Siegel vergeben werden, die sich auf andere Aspekte der Projekte beziehen, beispielsweise dass für den Bau einer Windkraftanlage keine Flächen gerodet werden müssen.
- Genaue Berechnung: Für einen exakten CO₂-Ausgleich müssen die Anbieter die genauen Emissionen Deiner Reise oder des gekauften Produktes berechnen können. Dafür brauchen sie Daten wie zum Beispiel die genaue Reiseroute. Du kannst Deinen CO₂-Ausstoß aber auch selber berechnen, zum Beispiel mit dem CO₂-Rechner des Umweltbundesamtes.
- Löschungsnachweis: Für die CO₂-ausgleichenden Projekte werden Zertifikate vergeben. Damit diese nicht doppelt vergeben werden können, müssen sie nach dem Verkauf aus dem Register gelöscht werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, lässt sich nach dem Kauf einen Löschnachweis geben.
CO2-Ausgleich – Ablasshandel oder sinnvoller Kompromiss?
In einer idealen Welt müssten wir uns gar keine Gedanken darüber machen, ob ein CO₂-Ausgleich sinnvoll ist oder nicht. Aber solange wir in einer solchen Welt nicht leben, müssen wir es eben doch. Eine klimaneutrale Gesellschaft ist nicht von jetzt auf gleich umzusetzen. Was den Klimawandel angeht, ist aber eine Sache sicher: Wir brauchen Maßnahmen – und zwar sofort. Und das ist etwas, dass ein CO₂-Ausgleich leisten kann. Eine schnelle Abhilfe, die einen guten Einfluss auf den Klimawandel hat. Kleine Fortschritte sind besser, als keine Fortschritte. Der CO₂-Ausgleich macht es der Wirtschaft und den Verbrauchern leicht, klimaneutral zu werden und schärft zugleich das Bewusstsein. Langfristig kann so schon viel erreicht werden. Uns sollte aber klar sein, dass die gekaufte Klimaneutralität nur die letzte Instanz sein sollte, wenn alle anderen Wege zu richtiger Klimaneutralität nicht möglich sind.