Ein biologisch abbaubarer Kunststoff, der sich auf natürlichem Wege in der Natur zersetzt anstatt sie zu verschmutzen – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Hersteller von Bioplastik versprechen genau das. Doch hält Bioplastik auch, was es verspricht? Und ist es wirklich besser als normales Plastik? Diesen Fragen sind wir auf den Grund gegangen.
Bioplastik: Die Lösung für unser Plastikproblem?
Kunststoff begegnet uns überall in unserem Alltag: Angefangen bei den Plastikverpackungen im Supermarkt, über die Lunchbox am Imbiss um die Ecke bis hin zu Spritzen und Kanülen beim Arztbesuch. Gefühlt alles besteht aus Plastik. Und das hat auch seinen Grund: Plastik ist vielseitig einsetzbar, hygienisch unbedenklich und noch dazu unverschämt günstig. Es gäbe kaum einen Grund, auf Plastik zu verzichten, wenn da nicht ein Problem wäre: Plastik ist nämlich nicht biologisch abbaubar und verrottet auch nicht. Das bedeutet, dass selbst winzige Plastikpartikel, die vor vielen Jahren einmal hergestellt wurden, sich noch immer auf der Erde befinden.
Und unser Plastikkonsum wächst rasant. So hat sich die Menge unseres Kunststoffabfalls allein in Deutschland in nur dreißig Jahren mehr als verdoppelt. Ein Großteil des Plastiks landet direkt oder indirekt in unseren Ozeanen, wo es das Ökosystem Meer empfindlich aus dem Gleichgewicht zu bringen droht. Diesem Problem mit der Herstellung von Bioplastik als nachhaltiger Alternative zu herkömmlichem Kunststoff zu begegnen, erscheint da eine äußerst attraktive Lösung. Zu Recht?
Was ist Bioplastik?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst einmal anschauen, was Bioplastik eigentlich genau ist. Und dabei stoßen wir auch schon auf das erste Problem, denn der Begriff „Bioplastik“ ist grundsätzlich nicht geschützt und lässt sich deshalb auch nicht ganz eindeutig definieren. So können zum einen biobasierte Kunststoffe damit gemeint sein, also Plastik, das aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zucker oder Maisstärke hergestellt wurde. Der Anteil der Biomasse am Gesamtprodukt ist nicht festgelegt, so dass auch Zusätze wie Gleitmittel und Stabilisatoren enthalten sein können.
Zum anderen fallen biologisch abbaubare Kunststoffe unter den Begriff Bioplastik. Dabei spielt das Ausgangsmaterial grundsätzlich keine Rolle, es kann sich also auch um Kunststoffe aus biologisch abbaubaren fossilen Ressourcen handeln. Es gibt aber durchaus auch Bioplastik, das sowohl aus organischen Rohstoffen besteht als auch biologisch abbaubar ist. Um einen möglichst sinnvollen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, sollten Sie beim Kauf von Bioplastik darauf achten, nur eben jene Produkte zu erwerben, die sowohl biobasiert als auch biologisch abbaubar sind.
Vorteile von Bioplastik
Aus ökologischer Sicht hat diese Art von Bioplastik gegenüber herkömmlichen Kunststoffen durchaus Vorteile. So werden bei der Herstellung biobasierter Kunststoffe keine fossilen Ressourcen verbraucht. Ganz anders bei gewöhnlichem Plastik, dessen Produktion auf Basis von Erdöl erfolgt. Dabei werden Treibhausgasemissionen wie CO2 und Methan freigesetzt, was bei der Herstellung von biobasiertem Plastik nicht der Fall ist. Letzteres bietet zudem den Vorteil, dass die eingesetzten Pflanzen CO2 binden.
Bioplastik: Nicht mehr als Greenwashing?
Viele Gegner von Bioplastik kritisieren, dass es sich dabei lediglich um eine gezielte Verbrauchertäuschung der Industrie handele, die auf Milliardengewinne hofft, nicht jedoch um eine nachhaltige, umweltfreundliche Lösung für unser Plastikproblem. Eines der Hauptargumente besteht darin, dass die Herstellung von Biokunststoff in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stünde. Für den Anbau von essbaren Pflanzen werden Flächen benötigt, die auch für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden könnten. Zudem kommen beim Anbau dieser Pflanzen oft Düngemittel zum Einsatz, die den Boden belasten können. Kritiker fordern deshalb, nur die Herstellung von Bioplastik zu fördern, welches aus pflanzlichen Abfallprodukten gewonnen wird.
Bagasse: Bioplastik aus Zuckerrohrrestfasern
Ein solches Abfallprodukt ist Bagasse. Hergestellt wird das Material aus den faserigen Überresten des Zuckerrohrs, die bei der Zuckerproduktion zurückbleiben. Daraus werden dann die Bioplastikprodukte geformt. Schon jetzt bestehen viele der angebotenen Plastikalternativen aus Bagasse. Das liegt daran, dass Produkte aus Bagasse herkömmlichem Plastik sehr ähnlich sind: Sie sind ausgesprochen hitzebeständig und somit für den Verzehr heißer und kalter Speisen und Getränke geeignet. Darüber hinaus sind sie formstabil, wasserfest und fettbeständig.
Bagasse gehört zu den Rohstoffen der ersten Generation. Diese gelten bei der Produktion von Bioplastik als die effizienteste Lösung, da sie vergleichsweise geringe Anbauflächen benötigen und dabei hohe Erträge erzielen. Die Biokunststoffindustrie forscht derzeit noch an der Herstellung von Bioplastik aus anderen organischen Rohstoffen, z.B. aus Lignin, einem Holzbestandteil. Besonders aussichtsreich erscheint in diesem Zusammenhang auch PLA, ein synthetisches Biopolymer, das häufig aus Mais hergestellt wird. Optisch unterscheidet sich PLA kaum von herkömmlichem Plastik. Es ist robust, widerstandsfähig und frei von chemischen, toxischen und krebserregenden Schadstoffen. Ein Problem hat PLA dann aber doch: seine Entsorgung.
PLA – 100% kompostierbar?
Hersteller von Bioplastik aus PLA werben damit, dass ihre Produkte vollständig biologisch abbaubar und kompostierbar seien. Das weckt den Irrglauben, dass man diese ohne Weiteres auf dem heimischen Kompost entsorgen könne. Das ist allerdings nicht der Fall! Bioplastik aus PLA braucht deutlich länger als normaler Biomüll, um sich auf natürlichem Wege abzubauen. Darum haben diese Produkte auch nichts auf dem Kompost zu suchen.
Auch von einer Entsorgung in der braunen Tonne raten Experten derzeit noch ab. Das liegt daran, dass Biokunststoffe aus PLA ideale Bedingungen benötigen, um sich zersetzen zu können. Basierend auf der europäischen Norm EN 13432 ist ein Produkt biologisch abbaubar, wenn es innerhalb von maximal 90 Tagen in einer industriellen Kompostierungsanlage zu mindestens 90 Prozent in kleinste Teilchen zerfällt. So lange lagert der Biomüll aber meist gar nicht in den Anlagen. Die Kompostierung dauert in der Regel nur sechs bis zehn Wochen. Hinzu kommt, dass die Anlagen viele Produkte aus Bioplastik schon im Vorfeld aussortieren, da diese sich kaum von herkömmlichem Kunststoff unterscheiden lassen. Das Bioplastik landet dann in den Verbrennungsanlagen der Restmüllverwertung.
Bei dieser Form der energetischen Verwertung schneidet Bioplastik aus PLA dann aber wiederum klimafreundlicher als herkömmliches Plastik ab. Bei der Verbrennung wird nämlich nur so viel CO2 freigesetzt, wie der pflanzliche Rohstoff zuvor gespeichert hatte. Außerdem lässt sich die durch die Verbrennung gewonnene Energie für Strom und Wärme nutzen. Wir empfehlen daher, Bioplastik im Restmüll zu entsorgen.
Bioplastik: Ein Produkt mit Zukunft
Trotz der genannten Probleme gibt es gute Gründe, die Biokunststoffindustrie in ihrer Forschung zu unterstützen. Bioplastik steht noch am Anfang seiner Entwicklung. Da die verwendeten Mengen überschaubar sind, lohnt sich ein Recycling von Bioplastik derzeit noch nicht. Aktuelle Zahlen geben aber Grund zur Hoffnung. Während der Marktanteil von Bioplastik 2013 bei gerade einmal 1,5 Prozent lag, waren es 2017 schon 6 Prozent. Und die aktuellen politischen Geschehnisse lassen vermuten, dass der Marktanteil von Bioplastik ab 2021 noch einmal deutlich zulegt. Dann tritt nämlich das EU-Plastikverbot in Kraft, das verschiedene Produkte aus Einwegplastik verbietet. Dazu zählen u.a. Besteck, Teller und Getränkeverpackungen.
Umweltfreundliches Bioplastik für Gastronomen, Caterer und Co.
Das stellt gerade Imbisse und andere Gastronomiebetriebe, die sich auf den Außer-Haus-Verkauf spezialisiert haben, vor enorme Herausforderungen. Aber auch Restaurants, Bäckereien, Cafés, Caterer und viele weitere Unternehmen sind betroffen. Wie soll man Speisen und Getränke in Zukunft auslaufsicher und temperaturerhaltend transportieren? Für Betriebe, die nicht auf Plastik verzichten können, stellt Bioplastik die ideale Alternative an. Wir wollen diese Betriebe bei ihrer Umstellung auf Biokunststoffe unterstützen und stellen diesen verschiedene umweltfreundliche und klimaneutrale Einwegprodukte aus Biokunststoff zur Verfügung. Da wir von den Vorzügen von Bagasse überzeugt sind, setzen wir bei fast allen Produkten auf diesen natürlichen, nachwachsenden Rohstoff. Nur bei Besteck weichen wir auf CPLA, mit Talkpulver versetztes PLA aus, da sich Bagasse nicht zur Herstellung von Gabeln, Messern und Löffeln eignet.