Eingeschweißter Brokkoli, Zitronen im Netz und Tomaten in der Plastikschale: Wer im Supermarkt einkaufen geht, nimmt meist auch eine ganze Menge Plastikmüll mit nach Hause. Doch das soll sich in Zukunft ändern. Immer mehr Lebensmittelgeschäfte verzichten bei Obst und Gemüse auf Plastikverpackungen.
Plastik bei Obst und Gemüse dominierend
Die Plastiktüte ist inzwischen aus vielen Supermärkten verschwunden und durch umweltfreundliche Stoffbeutel und Papiertüten ersetzt worden. Wo Plastik aber immer noch gegenwärtig ist, ist in der Obst- und Gemüseabteilung. Die Zahlen variieren je nach Lebensmittelhändler stark. Spitzenreiter ist Edeka, bei dem man durchschnittlich 48 Prozent des Obst- und Gemüseangebots in Plastik vorverpackt findet. Mit 81 Prozent ist der Plastikanteil bei Penny derzeit am höchsten, aber auch die anderen Discounter schnitten bei dem Test nicht viel besser ab. Dabei sind 82 Prozent der Deutschen einer Studie von PwC zufolge grundsätzlich dazu bereit, auf Verpackungen beim Kauf von Lebensmitteln, insbesondere bei Obst und Gemüse, zu verzichten.
Plastikverpackungen für Obst und Gemüse – Ist das nötig?
Doch warum sind Obst und Gemüse überhaupt in Plastik verpackt? Die Händler selbst argumentieren in erster Linie mit der Frische, die durch Plastikverpackungen länger erhalten bleibe. So sei eine Gurke durch die Folierung bis zu drei Tage länger haltbar als unverpackt, was wiederum der Lebensmittelverschwendung vorbeuge. Darüber hinaus dient eine Verpackung als Schutz vor Beschädigungen, was gerade bei empfindlichen Produkten wie Beeren wichtig ist. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Plastikverpackung auch immer als Werbefläche dient, mit der Hersteller Produkte durch ein ansprechendes Design besonders interessant für den Kunden gestalten können.
Besonders ärgerlich ist die Verpackung bei Bio-Produkten. Schließlich wollen die meisten Menschen, die Bio kaufen, nicht nur sich selbst, sondern auch der Umwelt etwas Gutes tun. Da scheint es schon fast paradox, dass ausgerechnet Bio-Obst und –Gemüse oft noch in Plastik verpackt ist, während es vergleichbare Waren aus dem Standard-Sortiment schon unverpackt zu kaufen gibt. Das liegt daran, dass man Kunden so daran hindert, Bio-Lebensmittel mit konventionellen zu mischen.
Natural Branding für Bio-Produkte
Doch auch für dieses Problem haben einige Supermärkte nun eine Lösung parat: Das sogenannte „Natural Branding“. Dabei werden ausgewählte Obst- und Gemüsesorten mit einem Laser-Etikett versehen, das direkt auf die Schale aufgedruckt wird. Eine zusätzliche Umverpackung ist dadurch nicht mehr notwendig. Gleich mehrere Supermärkte haben dieses System bereits für einzelne Bio-Produkte eingeführt, um diese von konventioneller Ware unterscheidbar zu machen. Dazu zählen Rewe, Aldi und Netto. Obst und Gemüsesorten, die das natürliche Label tragen, sind beispielsweise Süßkartoffeln, Gurken, Ingwer und Kürbisse.
Rewe testet Unverpackt-Konzept
Eine Vorreiterrolle in der derzeitigen Entwicklung nimmt die Supermarktkette Rewe ein. Die testet nämlich gerade ein neues Konzept, mit dem sie Verpackungsmüll drastisch reduzieren will. Darum gibt es in 630 Rewe-Märkten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland seit dem 23. April fast alle Bio-Obst- und Gemüsesorten plastikfrei oder in plastikreduzierter Verpackung zu kaufen. Lediglich sehr empfindliche Produkte wie Beeren, Feldsalat und Rucola sind weiterhin in Plastik eingeschweißt. Und auch Kartoffeln und Zwiebeln gibt es nach wie vor nur im Netz zu kaufen. Rewe begründet das mit der Aussage, dass diese sich nicht einzeln etikettieren ließen.
Als Ersatz für die herkömmliche Plastikverpackung kommen neben der Laser-Etikettierung nun vermehrt Banderolen, Rispenstecker und Verpackungen aus Graspapier zum Einsatz. Damit will der Supermarkt nach eigenen Aussagen bis zu 90 Tonnen Verpackungsmaterial im Jahr sparen. Bislang handelt es sich dabei aber nur um eine Testphase, die mindestens sechs Monate andauern und Aufschlüsse darüber liefern soll, inwiefern das neue Verpackungskonzept die Frische der Lebensmittel wirklich beeinflusst und wie gut es vom Kunden angenommen wird.
Mehrwegnetze anstelle von Knotenbeuteln
Was sich immer wieder beobachten lässt: Kunden greifen zwar zu losen Karotten, Äpfeln und Tomaten, stecken diese dann aber in die dünnen Knotenbeutel, die überall in der Obst- und Gemüseabteilung der Supermärkte kostenlos bereit stehen. Auch dafür haben sich Rewe und andere Supermärkte eine Alternative überlegt und zwar in Form eines Mehrwegnetzes. Mehrwegnetze sind waschbar, langlebig und wiederverwendbar. So können Verbraucher bei losem Obst und Gemüse auf den Knotenbeutel verzichten, auch wenn sie die Lebensmittel nicht direkt aufs Kassenband legen wollen. Mehrwegnetze sind durchsichtig und mit einer Schnur verschließbar. So lassen sich verschiedenste Obst- und Gemüsesorten problemlos abwiegen und transportieren. Dadurch lässt sich der Verbrauch der dünnen Plastiktütchen drastisch reduzieren. Edeka sprach beispielsweise davon, in nur drei Jahren 95 Millionen Knotenbeutel eingespart zu haben.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Dass nicht nur spezielle Unverpackt-Läden, sondern auch immer mehr der großen Supermarktketten und Discounter auf Plastikverpackungen verzichten, zeigt, dass das Thema in der Gesellschaft angekommen ist und eine erhöhte Nachfrage nach plastikfreien Alternativen besteht. Dass der Einzelhandel nun erkannt zu haben scheint, dass auch er in der Verantwortung steht, umweltfreundlichere Verpackungslösungen anzubieten, ist ein Schritt in die richtige Richtung, dem hoffentlich bald noch viele weitere Initiativen zugunsten der Umwelt folgen werden.