Eines der wohl bedenklichsten Zeugnisse unseres Plastikverbrauches ist der zunehmende Anteil an Mikroplastik in den Meeren, Seen, Flüssen – und mittlerweile auch in Leitungs- und Flaschenwasser. Auch das qualitativ hochwertige deutsche Trinkwasser wies in einer Studie Spuren von Mikroplastik auf. Doch wie gefährlich sind die Plastikpartikel im Leitungswasser? Wir klären auf!
Was ist Mikroplastik?
Unter den Begriff Mikroplastik fallen mikroskopisch kleine Plastikpartikel, die zwischen 1000 Nanometer und 5 Millimeter groß sind. Mikroplastik steckt zum Beispiel in diversen Kosmetikprodukten, Wasch- und Reinigungsmitteln, Verpackungen, Kleidung etc. und wird dabei grundsätzlich in zwei Arten unterteilt: primäres & sekundäres Mikroplastik.
- Primäres Mikroplastik = kleinste Kunststoffpartikel, die aus der Produktion von Kosmetikprodukten (Shampoos, Zahnpasta, Peelings etc.) kommen
- Sekundäres Mikroplastik = kleinste Kunststoffpartikel, die aus größeren Teilen stammen (z. B. Plastiktüten) – diese zersetzen sich bspw. im Meer
Wie gelangt Mikroplastik ins Leitungswasser?
Es ist bis dato nicht restlos geklärt, wie Mikroplastik ins Leitungswasser gelangt. Eine wahrscheinliche Annahme ist, dass Plastikpartikel über die Luft bzw. die Atmosphäre ins Wasser geraten: Achtlos weggeworfene Verpackungen, Tüten, Flaschen etc. können nicht verrotten und zerfallen so mit der Zeit zu kleinsten Plastikpartikeln, die sich dann über die Luft verteilen.
Daneben könnten auch Materialien, die in Wassersystemen verbaut sind, dazu führen, dass Mikroplastik ins Wasser gelangt. Eine Möglichkeit ist auch, dass sich diese Teilchen z. B. beim Waschen aus unserer Kleidung lösen und so ins Abwasser gelangen.
Übrigens: Nicht nur Mikroplastik hat massiven Einfluss auf das Leben und Sterben in den Gewässern, insbesondere im Meer, sondern auch Emissionen. Da Wasseroberflächen rund ein Viertel der Emissionen absorbieren, verändert sich der pH-Wert der obersten Wasserschichten. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich der pH-Wert der Meere um rund 30 % erhöht – damit werden diese immer saurer. Das hat nicht nur Auswirkungen auf zahlreiche Organismen im Meer, sondern auf das gesamte Ökosystem.
Die untenstehende pH-Wert-Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die Bedeutung der pH-Werte. 7 stellt dabei den neutralen Mittelwert dar, alles darunter ist sauer, alles darüber ist basisch.
Wie gefährlich ist Mikroplastik im Leitungswasser?
Bisher gibt es von der Wissenschaft keine exakte Antwort auf die Frage nach den Auswirkungen von Mikroplastik auf den menschlichen Organismus. Der WHO zufolge existieren aber derzeit keine Hinweise darauf, dass Mikroplastik im Wasser der Gesundheit schadet. Allerdings ist die Studienlage dazu sehr dünn. Grundlage der Einschätzung seitens der WHO sind Ergebnisse aus 50 aktuellen Studien, von welchen sich nur 9 gezielt mit Mikroplastik im Trinkwasser beschäftigt haben.
Wie gefährlich kann Mikroplastik für den Organismus sein?
Auch hierzu gibt es nur eine sehr dünne Studienlage – die Langzeitfolgen von Mikroplastik auf unseren Körper sind noch nicht ausreichend untersucht worden. Eine niederländische Forschergruppe, die in einer Studie Mikroplastik im Blut entdeckt hat, befürchtet, dass die Partikel durch den Körper wandern und sich an Organen festsetzen könnten. Es fehlt hierzu aber, wie gesagt, ausreichende Evidenz.
Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) geht davon aus, dass bspw. Mikroplastik aus Kosmetikprodukten keine schädlichen Auswirkungen auf den menschlichen Körper hat. Da die Partikel, die in diesen Produkten enthalten sind, größer als ein Mikrometer sind, könnten diese die gesunde, intakte Haut nicht einfach passieren. Teile, die verschluckt werden können, sollten im Normalfall über den Stuhl wieder ausgeschieden werden.
Andere (potenziell schädliche) Stoffe, die sich im Wasser befinden
Zwar ist die Plastikverschmutzung der Meere ein schwerwiegendes Problem – daran gibt es keinen Zweifel. Doch Plastik ist nicht das einzige Abfallprodukt, das die Meere verunreinigt.
Chemikalien & Dünger
Durch die Landwirtschaft gelangen stickstoffbasierte Nährstoffe in die Meere. Diese begünstigen das Algenwachstum, mit dem Effekt, dass dem Wasser Sauerstoff entzogen wird. Dieser ist für andere Meeresbewohner lebensnotwendig.
Durch den landwirtschaftlichen bzw. industriellen Einsatz gelangen außerdem Pestizide und andere Toxine ins Wasser.
Quecksilber
Quecksilber gelangt durch die Industrie bzw. die Landwirtschaft ins Meer. Durch chemische Umwandlungsprozesse wird es zu toxischem Methylquecksilber. Dieses ist persistent (= schwer abbaubar) und reichert sich in der Nahrungskette an. Thunfische bspw. nehmen diesen Stoff vermehrt auf und bringen ihn so auch zu uns – Thunfische gehören nach wie vor zu den Fischen, die sehr häufig auf unseren Tellern landen.
Schwermetalle
Neben Quecksilber reichern sich außerdem Cadmium und Blei in Speisefischen (Makrele, Lachs, Forelle etc.) an. Dies stellt eine nicht zu unterschätzende Gesundheitsgefährdung – vor allem für vulnerable Gruppen wie Kleinkinder und Schwangere – dar.
Gut zu wissen: Schwermetalle, aber auch Keime wie Legionellen, gelangen häufig erst in den hausinternen Leitungen ins Wasser. Sind diese nicht ausreichend gewartet oder bereits veraltet, ist eine Verunreinigung des Leitungswassers viel wahrscheinlicher.
Mikroplastik im Leitungswasser: aus momentaner Sicht nicht gefährlich!
Aktuellen Studien ist zu entnehmen, dass Mikroplastik keine negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat. Da die Studienlage dazu aber noch äußerst dünn ist, können momentan keine verlässlichen Aussagen darüber gemacht werden können, ob Mikroplastik tatsächlich so harmlos ist, wie es die aktuelle Forschung besagt.
Fakt ist, dass Plastikabfall schon jetzt massiven Einfluss auf das Leben in unseren Gewässern und damit auf unser gesamtes Ökosystem hat. Die einzige Möglichkeit, dem Einhalt zu gebieten, ist, Plastik so gut wie möglich zu reduzieren.