Im Frühsommer ist es so weit, das Ticket ist gekauft, die Headliner der Konzerte sind veröffentlicht, die Vorfreude ist groß: Die Festivalsaison steht an und für viele Studierende gilt sie beinahe schon als jährlicher Urlaub. Aber: Ein Wochenende lang zu feiern entschuldigt nicht, dass durchschnittliche Festivalbesucher*innen in Deutschland etwa 15 kg Müll zurücklassen. Insgesamt haben Festivals somit leider eine schlechtere Öko-Bilanz als einzelne Konzerte! Wir zeigen dir, wie sich diese Müllberge verhindern lassen und sich der Festivalbesuch insgesamt nachhaltiger gestalten lässt.
Planung ist das A und O
Das klingt vielleicht erst mal nicht nach Müllvermeidung und Umweltbewusstsein, aber eine gute Planung im Vorhinein ist essentiell für ein gutes Gelingen der nachhaltigen Vorsätze. Bevor du zu viel mit nimmst und im Endeffekt wegschmeißen musst oder sogar merkst, dass du irgendwas Wichtiges vergessen hast und es schließlich im Festival Shop zu teuren Preisen und mit mehr Müll verbunden kaufen musst, plane lieber genau deinen Besuch von vorne bis hinten durch. Du fährst mit einer befreundeten Gruppe zum Festival? Organisiert am besten im Vorhinein, wer was mitbringt und ob das nicht alle gemeinsam nutzen können. Bei einer guten Planung hat nicht nur jeder einen Platz im Zelt, sondern auch Lebensmittel und Getränke sowie Seife und Campingkocher werden zusammen geplant und mitgebracht. So ist jeder versorgt und man spart eine ganze Menge Platz.
Außerdem haben die gängigen Festivals vor einiger Zeit reservierbare „grüne“ Bereiche auf dem Campinggelände eingeführt, wo gemeinsam umsichtiger und nachhaltiger gecampt werden kann.
Anreise – am besten mit besserer CO2-Bilanz!
Je nachdem, wo du wohnst, ist der Weg zum Festivalort länger oder kürzer. Es lohnt sich dennoch, darüber nachzudenken, ob man den Weg nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Zügen, Bahnen oder Bussen zurücklegen kann. Wenn man nicht vollgepackt ist sondern in Absprache mit der Gruppe viele Dinge teilt, reicht oftmals auch ein einfacher Rucksack und ein paar Jutebeutel zum Packen aus. Außerdem interessant: Die Reisebusse haben oft Vorrang was die Einlasswege aufs Gelände angeht. Mit dem Auto würde man sonst unnötig lange anstehen und nebenher die Umwelt belasten.
Gerade auch nach dem Festivalbesuch kannst du sehr müde und erschöpft sein; Autofahren kann da sehr anstrengend und mitunter auch gefährlich werden. Informiere dich vorher, ob du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen kannst und buche deine Tickets vor der Abreise. Bei der gemeinsamen Anfahrt lassen sich sicherlich schon die ersten Festivalfreundschaften schließen.
Hygiene auf dem Festival
In der Regel wird auf Festivals auch die Möglichkeit angeboten, sich an Waschstationen zu waschen, die Zähne zu putzen oder sogar zu duschen. Auch spülen kann man dort. Hier empfiehlt sich, wirklich penibel auf den Wasserverbrauch zu achten, da die Becken oft lange schmale Wannen mit mehreren Wasserhähnen sind, in denen das Wasser direkt abläuft. Töpfe, Teller und Besteck müssen nicht unter laufendem Wasser abgespült werden. Hierfür kann man eine große Schüssel mitnehmen, voll Wasser laufen lassen und in diesem improvisierten Spülbecken dann alles Weitere spülen.
Ähnlich handhaben kannst du das auch bei deiner abendlichen Reinigung: Einfach einen Topf, eine Schüssel oder einen Becher mitnehmen, das Wasser abfangen und für das Waschen des Gesichts, das Zähneputzen oder zum Abschminken benutzen. Apropos Abschminken: Es lohnt sich nicht nur fürs Festival, in mehrfach verwendbare Abschminkpads oder –tücher zu investieren oder sie sogar einfach selber zu basteln. Du brauchst sie nur nass zu machen, und schon sind sie einsatzbereit.
Solltest du zu den Personen gehören, die ohne eine Dusche nicht in den Tag starten können, gibt es auch auf dem Festival Möglichkeiten, plastikfrei und umweltbewusst zu duschen: Ersetze einfach Shampoo, Gesichtswaschgel, und Duschgel durch ein einziges Produkt. Die Stückseife gibt es auch als haarfreundliche Variante zu kaufen, und verpackt in einem Baumwollbeutel oder einer kleinen Metalldose spart der Alleskönner nicht nur Platz im Rucksack, sondern auch unnötigen Müll.
Vorsicht bei Glitzer – was für viele zum Festivallook dazugehört, ist leider plastikbeschichtetes Aluminium, kann von Kläranlagen nicht herausgefiltert werden und landet als schädliches Mikroplastik in unserer Umwelt! Es gibt aber bereits biologisch abbaubare, plastikfreie Alternativen zu kaufen – aber auch ohne Glitzer ist das Festivalerlebnis dasselbe.
Essen und Trinken mit möglichst wenig Müll
Am nachhaltigsten schneidet auch beim Thema Verpflegung der Festivalbesucher ab, der am meisten im Voraus geplant hat. Generell empfiehlt es sich, viel Obst und Gemüse mitzubringen; vor allem Festivalbesucher, die gerne zu tief ins Glas schauen, bekommen so Energie und Nährstoffe zurück. Um Müll zu vermeiden, kann man beides leicht in Netzen oder Baumwollbeuteln transportieren. Statt Dosenravioli und andere plastikverpackte Fertiggerichte lohnen einfache Rezepte, die man mit heißem Wasser aufkochen kann. Couscous beispielsweise quellt schnell auf und schmeckt mit jedem Gemüse, Haferflocken sind zu Porridge gekocht ein guter Start in den Tag. Ein Brot kann in einem Baumwollbeutel verpackt ebenfalls mitgenommen und verzehrt werden. Nudeln sind auch schnell und einfach zubereitet, aber auch vorgekocht und somit ohne Plastikverpackung lassen sie sich prima mitbringen und bei Hunger verzehren.
Natürlich solltest du eher ein Set Campinggeschirr oder Besteck und Teller von zuhause mitbringen anstatt Einweggeschirr zu verwenden und so unnötigen Müll zu produzieren. Getränke für das Camping lassen sich in Mehrweg-Kanister umfüllen, so dass kein Müll in Form von Tetrapacks, Bierdosen oder ähnlichem entstehen kann. Auf das Festivalgelände kannst du eine wiederbefüllbare Trinkflasche mitnehmen, außerdem kannst du auch zu den dortigen Imbissständen mit deinem eigenen Teller gehen und dir dein Essen darauf anrichten lassen. Bitte beachten: Glas ist wegen der hohen Verletzungsgefahr auf den meisten Festivals verboten!
Abbau und Abreise: Aufräumen ist angesagt!
Viele Festivals haben bereits einen sogenannten Müllpfand eingerichtet: Bei der Registrierung zu Beginn deines Aufenthalt erhältst du einen leeren Müllsack, und wenn du ihn am Ende gefüllt abgibst, bekommst du deine Müll-Pauschale wieder zurück. Auch wenn du keinen Müll produziert hast, so kannst du immer noch herumfliegenden Müll mit deinem Beutel aufsammeln und wegbringen. Den Pfand kannst du sogar spenden, wenn du möchtest. Es gibt außerdem oftmals die Möglichkeit, sich beim Clean-up des Geländes zu registrieren, wenn man gerne beim Aufräumen helfen möchte.
Ein großer Löwenanteil des Festivalmülls sind Zelte und Campingausrüstung, die von Besuchern einfach zurückgelassen wurden. 30% der Besucher lassen ihre temporäre Unterkunft einfach stehen. Wichtig ist also, dass du alles wieder mitnimmst, was du auch mit auf das Gelände gebracht hast.
Wir wünschen viel Spaß beim Planen deines nächsten Festivals – mit plastikfreien Alternativen und so wenig Müll wie möglich!