Es ist heute nur noch schwer vorstellbar, aber es gab mal eine Zeit ohne Müllabfuhr. Und die liegt noch gar nicht weit zurück. Dass Menschen früher noch ohne Müllabfuhr auskommen musste, hatte allerdings nichts damit zu tun, dass unsere Vorfahren noch nicht in der Lage gewesen wären solch ein System zu erfinden, sondern vielmehr damit, dass es schlichtweg nicht notwendig war.
Vor der Industrialisierung fielen hauptsächliche Exkremente, Lebensmittelabfälle sowie vereinzelt Ton, Glas oder Stoffreste als Müll an. Nur langsam wurde die Menge an produziertem Müll diverser und mehr. Für die Menschen, die außerhalb der Städte lebten, war eine Müllabfuhr sogar bis nach dem Zweiten Weltkrieg überflüssig. Die großen Mengen an Haushaltsmüll hingegen, die in unseren modernen Gesellschaften anfallen, benötigen heute ein ausgefeiltes Entsorgungssystem. Besonders der Umgang mit Kunststoff stellt dabei eine große Herausforderung dar. Da sich viele Kunststoffarten in der Natur erst nach mehreren 100 Jahren zersetzen, ist die Lagerung auf einer Deponie wenig sinnvoll. Werden die Kunststoffe einfach verbrannt gehen wertvolle Ressourcen wie das zur Herstellung von Plastik benötigte Erdöl, verloren. Zudem werden bei der Verbrennung große Mengen giftiger Gase freigesetzt. In den 1970er Jahren wurden deshalb und aufgrund der aufkeimenden Umweltschutzbewegung die Forderungen nach einem Recyclingsystem laut, für das sich Deutschland bis heute rühmt. Wie das Recycling von Kunststoffen funktioniert und welche Vorteile und Schwächen es mit sich bringt, lesen Sie hier!
Was genau bedeutet Recycling?
Recycling wird umgangssprachlich häufig mit Wiederverwertung gleichgesetzt. Streng genommen ist das aber nicht richtig. Eine Flasche, die in den Pfandautomaten gesteckt, gesäubert und ohne verändert zu werden wieder als Plastikflasche verwendet wird, wurde genau genommen nicht recycelt. Sie wurde schlicht und ergreifend wiederverwendet. Gesetzlich wird erst von Recycling gesprochen wenn es sich bei dem recycelten Produkt vorher auch tatsächlich um Abfall gehandelt hat, der aufbereitet und aus dem dann etwas neues gemacht wird.
Zum richtigen Recycling gehören zwei Formen: werkstoffliches und rohstoffliches Recycling. Bei dem werkstofflichen Recycling werden die Kunststoffe zu Granulat verarbeitet, aus dem dann erneut Kunststoffprodukte hergestellt werden können. Beim rohstofflichen Recycling werden die Kunststoffe in ihre grundlegenden Bestandteile zurückgeführt (z.B. Erdöl oder Erdgas), die dann entweder für die erneute Kunststoffproduktion oder für andere Zwecke verwendet werden können.
Wenn diese beiden Möglichkeiten des Recyclings nicht angewendet werden können, werden die Kunststoffe verbrannt und dabei nach Möglichkeit noch zur Energiegewinnung genutzt. Bisher wird tatsächlich der größte Teil der Kunststoffe verbrannt, bzw. energetisch verwendet. Zahlen von 2015 besagen, dass 45 Prozent der gesamten Kunststoffabfallmenge werkstofflich, nur ein Prozent rohstofflich und 53 Prozent energetisch recycelt wurden.
Die Vorteile und Schwächen von Kunststoff-Recycling
Recycling bietet in der Tat eine Menge Vorteile. Zunächst einmal verringert es die geopolitische Abhängigkeit von den wenigen Förderländern von Erdöl bzw. Erdgas, dadurch, dass diese Rohstoffe in den Kunststoffabfällen aufbereitet und erneut genutzt werden können. Darüber hinaus trägt es auch zum Umweltschutz bei. Die Kunststoffe landen nicht in der Umwelt, sondern werden entsorgt oder eben aufbereitet und neu verwendet, sodass sich das Volumen der gesamten Müllmenge verringert.
Dennoch stellt Recycling nicht die umfassende Lösung für unser Plastikproblem dar. Fakt ist, dass wir auch trotz Recycling weiterhin viel zu viel Plastik herstellen, für dessen Produktion weiter große Mengen Energie und kritische Rohstoffe wie Erdöl genutzt werden. Darüber hinaus, wird allein bei der Produktion von Kunststoffen zum Beispiel durch Ressourceneinsatz und Transportwege ein so großer ökologischer Fußabdruck hinterlassen, dass unser Konsumverhalten einen deutlich negativeren Einfluss auf die Umwelt hat als ihn die positive Recyclingbilanz ausgleichen könnte.
Hinzu kommt, dass die tatsächliche Recyclingquote von Kunststoff schwer feststellbar ist. Momentan wird sie an der Menge von Kunststoffmüll gemessen, der die Recyclingstation erreicht. Was genau dort dann mit dem Abfall geschieht, kann aber nicht sicher gesagt werden. Es wird jedoch vermutet, dass ein großer Teil der Kunststoffe von den Maschinen nicht sinnvoll getrennt werden kann oder sich schlichtweg nicht zum Recycling eignet. Die tatsächliche Recyclingquote dürfte also deutlich unter dem Wert liegen, der bei der Ankunft an der Recyclinganlage gemessen wird.
Um Recycling wirklich effizient zu gestalten, müsste die tatsächliche Recyclingquote deutlich angehoben werden (mindestens 80%) und der Zuwachs an Rohstoffverbrauch müsste auf unter 1% im Jahr fallen. Ohne eine drastische Veränderung im Konsumverhalten dürfte das jedoch kaum möglich sein.
Recycling von alternativen Kunststoffen
Der Vorteil von alternativen Kunststoffen ist, dass sie zu einem großen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen – der Nachteil, dass es noch kaum Recyclingansätze für sie gibt. Diese wären aber dringend nötig, denn auch nachwachsende Rohstoffe müssen sparsam genutzt werden. Zwar haben sie in der Verwendung weniger schädliche Auswirkungen auf die Umwelt als Erdöl, dafür benötigen sie aber eine Menge Fläche beim Anbau.
Alternative Kunststoffe (zum Beispiel aus Maisstärke oder Zuckerrohrfasern) werden oft als kompostierbar deklariert. In normalen Kompostanlagen zersetzen sie sich allerdings nicht vollständig, da sie länger brauchen als herkömmlicher Kompost. Halb abgebaut verunreinigen sie das Kompostendprodukt.
Besser sieht es recyclingtechnisch bei Drop-in-Biokunststoffen aus, die ähnlich wie PET verwendet werden. Sie können gemeinsam mit echtem Kunststoff recycelt werden, haben aber den Nachteil, dass sie selbst häufig noch einen Anteil fossiler Stoffe in sich tragen, da sie allein nicht stabil genug wären. Dieses Problem lösen sie also nicht. Momentan werden die meisten Alternativen und Biokunststoffe meist verbrannt. Hierfür müssen in Zukunft sinnvollere Lösungen gefunden werden, wenn der Einsatz von alternativen Kunststoffen tatsächlich nachhaltig gestaltet werden soll.
Um das Plastikproblem zu lösen, hilft also wie so oft nicht nur eine Lösung. Recycling müsste effizienter werden, die Verwendung von Kunststoffen deutlich minimiert und die alternativen Kunststoffe sowie ein daran angepasstes Recyclingsystem weiter entwickelt werden.