Seattle – where it already happens!

22. August 2018 | Globale Nachhaltigkeit

Wer schon ein Mal in New York war, der weiß, dass es noch ein weiter Weg zum plastikfreien Alltag ist. Kaffee, Smoothies und Säfte werden fast ausschließlich in Plastikbechern verkauft – in einigen Restaurants auch dann, wenn man sie vor Ort konsumiert. Plastikstrohhalme werden in jedes einzelne Getränk gesteckt, der Einkauf im Supermarkt in viele kleine Plastiktüten verpackt und selbst das Sandwich bei Subway bekommt noch eine eigene Tragetüte nachdem es bereits in drei Schichten Papier eingepackt ist.

Unsere Autorin ist derzeit zum ersten Mal in den USA unterwegs und hat den Plastikkonsum in New York zum Anlass genommen, genauer zum Thema Plastik in den USA zu recherchieren – und siehe da, es gibt auch Positivbeispiele aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

In New York wird Plastik kaum hinterfragt

Studien zufolge werden in den USA jeden Tag etwa 500 Millionen Strohhalme benutzt – dem eigenen Bauchgefühl zufolge könnten es fast doppelt so viele sein. Selbst zur Colaflasche vom Kiosk bekommt man einen Strohhalm gereicht. Die Stimmen, die Plastik hier in New York hinterfragen sind leise – sehr leise. Menschen, die ihre eigenen Einkaufstaschen mit in den Supermarkt bringen, sieht man selten, auf den Straßen häufen sich To-Go-Becher, Tüten und Plastikflaschen. Bevor man den Plastikkonsum in New York gesehen hat, fällt es schwer zu glauben, dass die Situation in Deutschland harmlos sein soll, werden doch auch bei uns im Supermarkt seit neuestem sogar geschnittene Tomaten einzeln in Plastik verpackt verkauft. Doch im Gegensatz zu New York, ist Deutschland ein echtes Vorbild. Wenn man bedenkt, dass Deutschland in Europa der Spitzenreiter ist, was die Verursachung von Plastikmüll angeht, ist das alles andere als ein beruhigender Gedanke. Doch New York ist nicht Amerika und so gibt es an der Westküste der USA eine Stadt, die mehr Mut macht.

Seattle zeigt wies auch ohne Plastik geht

Seit Juli 2018 ist es in Seattle verboten Plastikutensilien wie Strohhalme, Plastikbesteck oder Rührstäbchen ungefragt an den Kunden herauszugeben. Besteht der Kunde dennoch darauf, müssen ihm Alternativen aus Bioplastik, Papier oder ähnlichem angeboten werden. Erste Ansätze für ein solches Gesetz gab es bereits 2009. Das Problem: Damals gab es auf dem Markt noch kaum Alternativen zu den Plastikvarianten. Die Unternehmen waren überfordert und so wurde das Gesetz vorerst wieder gelockert. Nun gibt es diverse Alternativen, welche fleißig eingekauft werden.

Kritische Stimmen geben zu bedenken, dass der Anteil von Plastikstrohhalmen etc. an der Gesamtmenge des Mülls viel zu gering ist, um mit dem Verbot einen echten Unterschied zu machen. Fakt ist allerdings, dass gerade die Plastikprodukten, die wir in Restaurants oder zu Take-Away-Gerichten erhalten, am einfachsten vermieden werden können. Sie sind ein Anfang und die Stadt erhofft sich von dem Gebot vor allen Dingen auch, dass ein Umdenken der Menschen in Gang kommt. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass gerade Plastikartikel, die unterwegs genutzt werden, besonders einfach in die Umwelt gelangen und dort großen Schaden anrichten können.

Doch wie nachhaltig sind die Alternativen?

Bisher gibt es in Seattle noch die selben Probleme wie überall, wo sinnvolle Alternativen zu Plastik angeboten werden sollen, denn nicht alle Alternativen sind tatsächlich umweltfreundlich. Bioplastik zum Beispiel ist eine umstrittene Alternative. Nur weil Bioplastik aus organischen Rohstoffen hergestellt ist, ist es noch lange nicht immer biologisch abbaubar. Das hängt mit dem Produktionsverfahren zusammen. Bioplastik, das in die Umwelt gelangt, kann dort unter Umständen also genau so lange überdauern wie herkömmliches Plastik. Hinzukommt, dass Bioplastik häufig ein gewisser Anteil herkömmlichen Plastiks zugesetzt wird, um es stabiler zu machen. In diesem Fall löst es keines der mit Plastik einhergehenden Probleme. Im Fall von Strohballen ist es also besser zum Beispiel auf die Papiervariante zurückzugreifen oder gleich eine Mehrwegalternative, zum Beispiel aus Edelstahl anzubieten (siehe hierzu auch: Alternativen zu Plastikstrohhalmen). Insgesamt gestaltet sich die Suche nach wirklich nachhaltigen Einwegprodukten aber schwierig. Besser beraten ist man wo immer möglich mit Mehrwegprodukten. In vielen Cafés in Seattle hat es sich deshalb inzwischen sogar schon durchgesetzt, dass Kunden selbstverständlich ihre eigenen wiederbenutzbaren To-Go-Becher mitbringen.

Wichtig ist aber vor allem ein Zeichen gegen den gedankenlosen Plastikkonsum zu setzen und Schritt für Schritt passende Alternativen zu finden. Seattle macht’s vor und findet hoffentlich bald viele Nachahmer.

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