Plastiktüten aus Maniok – Die Lösung für das Plastikproblem?

Über eine Billion Plastiktüten verbrauchen die Menschen jedes Jahr weltweit. Für die Umwelt sind die Folgen dieser Bilanz fatal. Meerestiere verfangen sich in dem Plastik oder nehmen es mit der Nahrung auf und verenden qualvoll daran. Das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht und viele Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Einige Länder haben mittlerweile erkannt, dass es so nicht weitergehen kann, und mit einem Verbot von Plastiktüten auf die wachsende Bedrohung reagiert. So sind Plastiktüten, die dünner als 0,05 mm sind, auf Madagaskar bereits seit 2015 verboten. Und andere Länder ziehen nach. Indonesien will bis spätestens 2020 alle aus Erdöl hergestellten Plastiktüten verbieten und auch in Frankreich existiert seit 2016 bereits ein landesweites Verbot nicht kompostierbarer Plastiktüten. Auf die praktische Einwegverpackung verzichten will trotzdem niemand so ganz. Ein paar junge aufstrebende Unternehmer haben sich dies zunutze gemacht, um mit ihren Bio-Plastiktüten den Weltmarkt zu erobern – auf der Basis von Maniok!

Maniok – eine Wurzel, die es in sich hat

Auf den ersten Blick wirken die Einkaufstüten aus Maniok wie herkömmliche Plastiktüten. Ein entscheidender Unterschied liegt aber in ihrer Kompostierbarkeit. So braucht herkömmliches Plastik rund 500 bis 1000 Jahre, bis es zerfällt. Bei den Maniok-Tüten dauert es hingegen nur drei bis sechs Monate, ehe sie sich ganz aufgelöst haben. Das liegt daran, dass alle Inhaltsstoffe vollkommen natürlich sind. Hautbestandteil ist Tapiokamehl, das aus der getrockneten Maniokwurzel hergestellt wird. Maniok, auch unter den Namen Cassava oder Yuca bekannt, gehört zu den Wolfsmilchgewächsen und ist vor allem in den tropischen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas verbreitet.

Maniok findet hauptsächlich als Nahrungsmittel Verwendung, spielt aber auch in der Industrie als Stärkelieferant eine Rolle. Bereits vor einigen Jahren erkannte man das große Potenzial von Maniok als nachwachsendem Rohstoff für die Herstellung von Biokunststoffen. So kann PLA, das als Basis für biologisch abbaubare Kunststoffe dient, aus verschiedenen Getreidesorten und Kartoffeln, aber eben auch aus der Maniokwurzel gewonnen werden.

Maniok bringt viele Vorteile

Wer glaubt, dass die Bio-Tüte aus Maniok mit der herkömmlichen Plastiktüte nicht mithalten kann, der irrt. Obwohl diese zu 100% aus natürlichen Pflanzenstoffen besteht, kann sie mit einer enormen Belastbarkeit und Reißfestigkeit überzeugen. Und im Wasser löst sie sich bereits nach kurzer Zeit auf. Das Beste daran: Wenn sich doch mal eine Tüte in den hungrigen Magen eines Meeresbewohners verirrt, hat das überhaupt keinen negativen Effekt. Tiere können die Plastiktüten aus Maniok nämlich einfach mitfressen! Nicht nur die Unternehmer, sondern auch die Kleinbauern können von der erhöhten Nachfrage nach Maniok profitieren, da sich ihnen eine zusätzliche Erwerbsquelle bietet. So sitzt das 2014 gegründete indonesische Unternehmen Avani, das sich auf die Produktion von Öko-Produkten aus PLA spezialisiert hat, direkt an der Quelle und kann die lokale Bevölkerung auf diese Weise effektiv unterstützen. Tatsächlich gehört Indonesien nämlich zu den größten Maniok-Produzenten weltweit. Nur Thailand, Nigeria und der Kongo produzieren mehr.

Plastiktüten aus Maniok – ein teurer Spaß?

Avani ist aber schon lange nicht mehr das einzige Unternehmen, das die Welt von den Unmengen an Plastikmüll befreien will. Auch die madagassische Firma Gasy Plast setzt ganz auf den Rohstoff Maniok. Einen Haken hat die biologische Plastikalternative dann aber doch: Kunden müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen als bei der herkömmlichen Plastiktüte. Rund fünf Mal mehr kostet die kompostierbare Variante aus Maniok. Man kann aber erwarten, dass mit einer größeren Produktionsmenge auch die Stückkosten für den Verbraucher sinken werden. Und in Anbetracht der weltweiten Plastikverbote scheint das sehr wahrscheinlich.

Mehr zum Thema Nachhaltige Produkte & Alternativen
Weitere Themen