Müllstrudel im Meer

9. August 2019 | Bildung

Tagtäglich werden Unmengen an Plastikmüll produziert. Ein Großteil davon landet in unseren Ozeanen, wo er sich im Laufe der Zeit zu riesigen Müllstrudeln sammelt. Der größte dieser Müllstrudel ist das Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik, das eine Fläche bedeckt, die so groß ist wie ganz Mitteleuropa. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Meere und seine Bewohner. Wir erklären, wie die Müllstrudel entstehen und wie verheerend ihre Auswirkungen auf unsere Umwelt tatsächlich sind.

Fünf gigantische Plastikinseln

Dass in unseren Meeren unzählige Tonnen an Plastikmüll umhertreiben, wissen die meisten. Von den großen Müllstrudeln hat hingegen noch kaum jemand gehört. Dabei handelt es sich um gigantische Plastikinseln, die sich zu 99 Prozent aus Kunststoffteilen zusammensetzen. Angefangen bei Plastiktüten und Plastikflaschen, über Plastikverpackungen und alten Fischernetzen bis hin zu Flip Flops und Einwegrasierern. WissenschaftlerInnen gehen von der Existenz fünf solcher Müllstrudel aus: zwei davon befinden sich im Pazifik, zwei im Atlantik und einer im Indischen Ozean. Die genaue Größe dieser Plastikinseln lässt sich jedoch nur schwer abschätzen, da ein Großteil des Plastikmülls sich nicht an der Wasseroberfläche befindet, sondern darunter. Auch am Meeresboden lagert sich immer mehr Plastikmüll ab. So belegte bereits im Jahr 2012 eines Studie des Alfred-Wegener-Instituts, dass sich der Plastikmüll am Meeresgrund in der Arktis innerhalb von nur zehn Jahren mehr als verdoppelt hat.

Entstehung der Müllstrudel

Doch wie kommt es überhaupt zur Entstehung dieser Müllstrudel? Das hängt mit den Strömungen zusammen, die den Wärmeaustausch zwischen den Ozeanen regulieren. Wo verschiedene Strömungen von Nord und Süd aufeinandertreffen, entstehen natürlicherweise riesige Oberflächenstrudel. Gerät das Plastik zufällig in einen dieser Strudel, sammelt es sich darin an. Im Laufe der Zeit wird die Ansammlung an Plastikteilen immer gewaltiger, so dass irgendwann ganze Plastikinseln im Zentrum der Strudel entstehen.

The Great Pacific Garbage Patch

The Great Pacific Garbage Patch: Der größte der fünf Müllstrudel

Die größte dieser Plastikinseln ist der nordpazifische Müllstrudel, auch The Great Pacific Garbage Patch genannt. Zwischen Kalifornien und Hawaii gelegen nimmt dieser gigantische Müllstrudel bisher ungeahnte Ausmaße an. So schätzen ForscherInnen diesen auf eine Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern, was in etwa der Größe Mitteleuropas entspricht. Darin sollen 1,8 Billionen Plastikteile enthalten sein, die zusammen rund 80.000 Tonnen wiegen. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei zum Großteil um größere Plastikteile. Nur acht Prozent der Masse bestehen aus Mikroplastik. Besonders häufig konnten übrigens Fischernetze gefunden werden. Netze, die beim Fischfang verloren gingen oder absichtlich im Meer entsorgt wurden, treiben als sogenannte Geisternetze in Massen in den Meeren.

Woher kommt der ganze Müll?

Und woher stammt der ganze restliche Plastikmüll? Aus einem Greenpeace-Report geht hervor, dass rund 20 Prozent des Mülls von Schiffen, Booten und Offshore-Plattformen stammen. Deren Müll geht absichtlich oder unabsichtlich, z.B. in Folge eines Sturms, über Bord. Außerdem kommt es immer wieder vor, dass Schiffe Teile ihrer Ausrüstung verlieren.

Der Großteil des Plastikmülls stammt jedoch von Land und hier vor allen Dingen aus fünf Ländern: China, Indonesien, den Philippinen, Vietnam und Thailand. Die großen Industrienationen, darunter auch Deutschland, exportieren einen Großteil ihres Plastikmülls nach Südostasien. Da es diesen Ländern an funktionierenden Recycling-Systemen mangelt, landet der Müll oftmals auf Deponien, von wo aus die Abfälle über den Wind oder die Flüsse irgendwann ins Meer gelangen. Ein geringerer Teil stammt aus unseren Kläranlagen: Diese sind nämlich oftmals nicht dazu in der Lage, kleinste Plastikpartikelchen, das sogenannte Mikroplastik, aus dem Wasser zu filtern. So gelangt es aus Kosmetikartikeln in den Abfluss und von dort schließlich in die Ozeane. Auch unsere Kleidung weist kleine Plastikfasern auf. Beim Waschen in der Waschmaschine lösen diese sich und dringen so ebenfalls ins Abwasser ein.

Plastikmüll – Gefahr für Mensch und Tier

Basstölpel sitzt auf einem alten Fischernetz

Die Folgen für die Umwelt sind verheerend. So sind gerade größere Tiere durch mechanische Verletzungen gefährdet. Besonders erschreckend wurde dies in dem Video von der Meeresschildkröte deutlich, in deren Nasenloch sich ein Plastikstrohhalm verfangen hatte. Oft strangulieren sich Meerestiere und Seevögel aber auch an Plastikschlingen oder den herrenlos umhertreibenden Geisternetzen. Durch die Wellenbewegung und Sonneneinstrahlung zerfällt das im Meer schwimmende Plastik mit der Zeit in immer kleinere Einzelteile. Wale, Roben, Möwen und andere Tiere verwechseln die Kunststoffteile mit Nahrung, fressen diese und verenden schließlich qualvoll daran. Und mit dem Plastik in den Mägen der Meereslebewesen findet dieses schließlich auch seinen Weg auf unsere Teller. Da verwundert es wenig, dass Mikroplastik sogar im menschlichen Kot nachgewiesen werden konnte. Welche Auswirkungen das auf unsere Gesundheit hat, ist bisher noch nicht vollständig geklärt. In dem Artikel „Plastik – Gesundheitsrisiken für den Menschen“ geben wir Ihnen einen Einblick in die bisherige Forschung.

Neues von The Ocean Cleanup

The Ocean Cleanup: Eine Art riesiger Müllstaubsauger, der das Plastik aus dem größten der fünf Müllstrudel fischen soll

Doch was lässt sich gegen die gigantischen Müllstrudel tun? Einen ehrgeizigen Plan entwickelte der junge Niederländer Boyan Slat, der kurzerhand ein eigenes Projekt zur Reinigung der Ozeane startete: The Ocean Cleanup Project. Dabei entwickelte Boyan Slat eine Art riesigen Müllstaubsauger bestehend aus u-förmig ausgerichteten Schläuchen, in denen sich ein Großteil des Plastikmülls aus dem Great Pacific Garbage Patch ansammeln sollte. Anfang Januar dann die Ernüchterung: The Ocean Cleanup war gescheitert, zumindest vorerst. Man hatte es zwar geschafft, Plastikmüll einzusammeln – der war nach kurzer Zeit aber einfach wieder zurück ins Meer getrieben. Außerdem hatte sich ein 18 Meter langes Endstück von der Konstruktion gelöst.

Die letzten Monate verbrachte das Team damit, das System zurück an Land zu holen und nach einer Lösung zu suchen. Und diese wurde offenbar gefunden, denn schon Ende Juni wurde System 001/B zu Wasser gelassen und zurück zum Great Pacific Garbage Patch gebracht. Die erste Testphase ist mittlerweile abgeschlossen und die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet. Ob das Projekt im zweiten Anlauf erfolgreicher sein wird, ist noch nicht absehbar. Wir beobachten die aktuellen Geschehnisse jedoch mit Zuversicht und glauben fest daran, dass die Vision des jungen Niederländers, der aufbrach, um die Ozeane sauberer zu machen, schon bald Wirklichkeit wird.

Jeder kann helfen

Doch auch jeder einzelne von uns kann dazu beitragen, dass sich in Zukunft weniger Plastikmüll in den Müllstrudeln unserer Meere ansammelt. Und dafür sind nicht einmal solch großartige Ideen wie die von Boyan Slat notwendig. Schon mit kleinen Maßnahmen können wir dafür sorgen, dass unsere Umwelt ein kleines bisschen sauberer wird. Über allem steht dabei die Müllvermeidung. Wir müssen aufhören, so verschwenderisch mit unseren Ressourcen umzugehen und, falls möglich, zu umweltfreundlichen Alternativen greifen. In unserem Plastikalternative-Ratgeber findest Du jede Menge Anregungen für einen plastikfreien Alltag. Wir wünschen Dir viel Spaß beim Stöbern!

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