Maßnahmen gegen Plastik

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat zu Beginn der Woche einen 5-Punkte-Plan für weniger Plastik vorgelegt. Mit den fünf Maßnahmen sollen der Plastikkonsum in Deutschland verringert und die Recyclingquote verbessert werden. Umweltschützer sind jedoch nur mäßig euphorisch.

Punkt 1: Überflüssiges Plastik vermeiden

Die EU hat ein Verbot verschiedener Plastikartikel von Strohhalmen bis Kaffeebechern beschlossen – umgesetzt werden müssen die Verbote jedoch auf nationaler Ebene. Hierzu hat sich Deutschland bis 2019 verpflichtet. Darüber hinaus möchte Schulze nun ins Gespräch mit dem Handel treten. Ziel ist eine Einigung ähnlich der zu den Plastiktüten. Unternehmen sollen sich selbst verpflichten und beispielsweise öfter auf Verpackungen von Obst und Gemüse verzichten.

Darüber hinaus soll eine Kampagne das Image von Leitungswasser als Trinkwasser aufpolieren. Leitungswasser ist dank stärkerer Kontrollen häufig sauberer als in Flaschen abgefülltes Trinkwasser. Hierfür soll ein Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen werden. Hintergrund dieser Idee: Je mehr Menschen Leitungswasser in wiederbefüllbare Flaschen füllen, desto weniger PET-Flaschen fallen an.

Punkt 2: Verpackungen sollen umweltfreundlicher werden

Unternehmen, die ihre Produkte in recycelte Verpackungen stecken oder Material nutzen, das sich gut fürs Recycling eignet, sollen weniger Abgaben an das Duale System zahlen. Bisher ist die Produktion von neuem Plastik auf Erdölbasis so billig, dass es sich für Unternehmen nicht lohnt auf recycelte Materialien zurückzugreifen. Hinzukommt, dass recyceltes Plastik eine etwas schlechtere Qualität als neues Plastik hat.

Punkt 3: Recycling fördern

Ab dem 1. Januar 2019 sollen die Recyclingquoten für Kunststoffverpackungen von derzeit 36 Prozent zunächst auf 58,5 Prozent erhöht werden, 2022 auf 63 Prozent. Erneut setzt das Umweltministerium auf Dialog: Alle Akteure entlang der Produktionskette – Hersteller, Händler, Recycler – sollen daran arbeiten, die Qualität und die Akzeptanz von Rezyklaten zu steigern.

Außerdem könnte es eine neue Regelung im Rahmen der EU-Ökodesignrichtlinie geben, nach der Produkte unter anderem so gebaut sein müssten, dass man sie leicht auseinanderbauen und reparieren oder recyceln kann.

Punkt 4: Aufklärungsarbeit zur Biotonne

Klingt banal – vor allem für die Weltmeister im Mülltrennen – ist aber wichtig. Momentan landet zu viel Material in der Biotonne, das dort nicht hingehört. Die Qualität des Komposts leidet, immer wieder gelangt Plastik über den Kompost in die Umwelt. Damit dies in Zukunft nicht mehr vorkommt, soll eine Kampagne darüber aufklären welche Stoffe in die Biotonne gehören und welche nicht.

Punkt 5: Plastik im Meer reduzieren

Ab 2019 stehen insgesamt 50 Millionen Euro für den Export von Technologien gegen die Vermüllung der Meere zur Verfügung. Übersetzt bedeutet das: Die Bundesregierung will Länder, aus denen besonders viel Müll in die Meere gelangt, finanziell beim Aufbau von Sammel- und Recyclingsystemen unterstützen.

Der 5-Punkte-Plan von Schulze wird von einer Öffentlichkeits-Kampagne mit dem Titel “Nein zur Wegwerfgesellschaft” begleitet. Weniger ist mehr. Die Begeisterung bei Umweltschutzorganisationen bleibt verhalten. Von Seiten des WWF hieß es, es seien zu wenige neue Akzente in dem Plan der Umweltministerin enthalten. Der BUND klagt außerdem, es mangele nicht nur an Verbindlichkeit, sondern zudem an einem Plan B. Was wenn die Dialoge und Gespräche nicht fruchten? Dann braucht es weitere verlässliche Maßnahmen, um dem drängenden Problem endlich zu begegnen.

Auch der Bundesverband der Entsorgungswirtschaft (BDE) hatte sich mehr erhofft. BDE-Präsident Peter Kurth sagte eine “Verpflichtung zu Mindestmengen von Rezyklaten in neuen Produkten” könnten einen “echten Markt” für das wiederverwertete Material schaffen. Gespräche und Dialoge allein, gingen nicht weit genug.

Solange von Seiten der Regierung keine eindeutigen Verbote und Einschränkungen kommen, sind Konsumenten selbst in der Pflicht ihr Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten. Denn auch wenn die guten Ideen der Umweltministerin Innovation und Konsequenz vermissen lassen – eines hat Frau Schulze richtig erkannt: “Wir produzieren in unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft bislang viel zu viel Plastik”. Bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnis ausreicht, um tatsächlich Taten folgen zu lassen.

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