Die Gütesiegel – Übersicht

17. September 2021 | Gesetzgebung & Politik

Ob im Supermarkt oder beim Shoppen: Überall begegnen uns Gütesiegel. Sie sollen dem Konsumenten helfen, Produkte zu finden, die seinen Anforderungen entsprechen. Die Siegel sollen beispielsweise Auskunft darüber geben, unter welchen Bedingungen ein Produkt hergestellt wurde, ob und welche Pestizide eingesetzt wurden und vieles mehr. In der Theorie ist das ein tolles Konzept, dass den Konsum transparenter gestaltet. Die Entscheidung für nachhaltige und faire Produkte kann dadurch vereinfacht werden. In der Praxis gibt es allerdings alleine in Deutschland mehrere hundert verschiedene Siegel. Denn: Die Vergabe der Siegel ist nicht gesetzlich geregelt. Viele unterliegen daher keinen staatlichen Kontrollen. Wir haben uns informiert und zeigen Euch, welche Bedeutung die Siegel haben und welche Siegel am aussagekräftigsten sind!

Bio Gütesiegel für Lebensmittel

Im Supermarkt sieht man sie wohl am häufigsten: Die kleinen Abzeichen, meist grün und mit dem Wort “Bio” versehen. Viele Märkte haben sogar eine eigene Abteilung für Bio-Obst und -Gemüse. Aber was bedeutet “Bio” eigentlich? Bei Lebensmitteln steht der Begriff “Bio” für einen natürlichen, ökologischen Anbau. Welche Kriterien dafür konkret umgesetzt werden müssen, ist von Siegel zu Siegel unterschiedlich.

Das deutsche Bio-Siegel & das EU-Bio-Logo

In der EG-Öko-Verordnung ist festgeschrieben, welche Kriterien erfüllt werden müssen, um dem deutschen Bio-Siegel gerecht zu werden. Konkret heißt das zum Beispiel, dass keine chemischen Dünge- oder Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. In der Landwirtschaft muss die Bodenfruchtbarkeit durch mehrjährige Fruchtfolgen erhalten werden. In der Tierhaltung muss auch das Futter ökologischen Standards entsprechen. Kontrolliert werden die entsprechenden Betriebe mindestens einmal jährlich. Vergeben wird das Siegel vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Ebenfalls vom BLE wird das EU-Bio-Logo vergeben. Das Logo wird an Produkte vergeben, die innerhalb der EU erzeugt werden und den gesetzlichen Kriterien der EU entsprechen.

Demeter, Bioland und Naturland – Die Gütesiegel der Anbauverbände

Demeter, Bioland und Naturland sind Siegel der Anbauverbände
Demeter, Bioland und Naturland sind Siegel der Anbauverbände

Die Siegel Demeter, Bioland und Naturland werden von Anbauverbänden vergeben. Das sind Zusammenschlüsse von landwirtschaftlichen Produzenten, die ihre Ware gemeinsam kontrollieren und vermarkten. Die Kriterien für diese Siegel gehen über die Mindestanforderungen der EU hinaus. Beispielsweise muss Tierfutter zu mindestens 50% vom eigenen Hof kommen und auch die Vorgaben zu Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sind höher. Die Demeter-, Bioland- und Naturland-Siegel werden nicht staatlich kontrolliert, setzen aber dennoch einen hohen Standard durch. Verstöße der Betriebe gegen die festgelegten Richtlinien werden mit Sanktionen geahndet.

Deutsches Bio-Siegel & EU-Bio-LogoDemeter, Bioland & NaturlandBio-Siegel von EigenmarkenFairtrade-Logo
Mindestanforderungen nach EG-Öko-Verordnungeigene Anforderungen (höher als EU-Standards)in der Regel auf Niveau der EU-AnforderungenKontrolle der Anbau- und Produktionsstandards
staatliches Siegelvon Anbauverbänden gegründete SiegelMeist in Kombination mit anderen Siegelnunabhängiges Siegel
jährliche Kontrollenregelmäßige Kontrollen & Sanktionen bei Verstößenregelmäßige Kontrollenregelmäßige Kontrollen durch FLOCERT

Bio-Gütesiegel von Eigenmarken

Viele Supermärkte haben mittlerweile auch ihr eigenes Bio-Siegel entworfen, darunter Edeka, Real, Rewe, Lidl und Aldi. Produkte, die diese Siegel tragen erfüllen in der Regel die gesetzlichen Standards der EU und tragen dann auch das EU-Bio-Logo. Viele Produkte erfüllen aber sogar noch höhere Standards. Dann tragen sie meist noch Siegel der Anbauverbände wie Demeter, Bioland und Naturland. Zwar stehen auch diese Siegel für eine gewisse Bio-Qualität, aber wirklich aussagekräftig sind sie nicht, wenn sie zusätzlich zu anderen Siegeln abgedruckt werden.

Das Fairtrade-Logo

Das Fairtrade-Siegel kontrolliert Anbau-und Produktionsstandards
Das Fairtrade-Siegel kontrolliert Anbau-und Produktionsstandards

Vor allem bei importierten Produkten und Rohstoffen wie zum Beispiel Schokolade wird das Fairtrade-Siegel oft verwendet. Das Siegel kontrolliert die Anbau- und Produktionsstandards und kontrolliert beispielsweise, ob die Arbeiter einen fairen Lohn für ihre Arbeit erhalten. Auch ein ökologischer Anbau und transparente Handelsbeziehungen sind Anforderungen an die Händler und Hersteller. Kontrolliert werden die Betriebe von dem unabhängigen Zertifizierungsunternehmen FLOCERT. Das Fairtrade-Siegel wird nicht nur für Lebensmittel vergeben, sondern auch für Produkte wie Kleidung oder Gold. Und: Das Fairtrade-Siegel kann auch vergeben werden, wenn nur einzelne Bestandteile eines Produktes fair gehandelt wurden. Auf Schokolade findest Du zum Beispiel oft das Fairtrade-Siegel auf weißem Hintergrund mit einem kleinen Pfeil und der Ergänzung “Cocoa”. Dann ist nur der verwendete Kakao fairtrade-zertifiziert.

Gütesiegel für Kleidung

Auch für Kleidung und Textilien gibt es verschiedene Gütesiegel. Zum einen kann hier bewertet werden, wie nachhaltig der Anbau und Handel der Rohstoffe ist, zum anderen aber auch die Art der Verarbeitung, also ob beispielsweise Chemikalien zur Färbung von Stoffen eingesetzt werden.

Der grüne Knopf

Der grüne Knopf
Der grüne Knopf

Der grüne Knopf ist ein staatliches Siegel, das nachhaltige und faire Kleidung auszeichnet. Das Siegel ist noch sehr neu und wurde erst Ende 2019 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen. Daher werden bisher nur 2 der geplanten 4 Produktionsschritte kontrolliert. Das sind zum einen das Zuschneiden und Nähen der Kleidung und zum anderen das Bleichen und Färben. In Zukunft sollen auch der Material- und Fasereinsatz sowie das Spinnen und Weben der Stoffe vom grünen Knopf kontrolliert werden. Die Kriterien für das Siegel werden vom BMZ festgelegt. Kontrolliert werden diese von unabhängigen Prüfstellen. Dabei werden sowohl die Unternehmen, als auch ihre jeweiligen Produkte geprüft. Anforderungen an die Unternehmen sind zum Beispiel, dass Menschenrechte und Umweltschutz beachtet werden müssen. Die einzelnen Produkte dürfen unter anderem nur schadstoffgeprüfte Naturfasern beinhalten und nicht unter Zwangs- oder Kinderarbeit hergestellt werden.

Das Fairtrade Gütesiegel für Baumwolle

Auch für Baumwolle gibt es ein Fairtrade-Siegel, dieses ist dann mit dem Wort “Cotton” gekennzeichnet. Kontrolliert wird der Handel und Anbau der Baumwolle. Kriterien sind ein Mindestpreis für die Bauern, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion decken kann. Gentechnikverändertes Saatgut verbietet des Siegel aus Gründen des Umweltschutzes, genauso wie den Einsatz von gefährlichen Chemikalien. Auch das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sind Kriterien für die Fairtrade-Zertifizierung. Auch die Weiterverarbeitung des Rohstoffs wird geprüft.

Der grüne KnopfFairtrade Siegel für BaumwolleGOTS
kontrolliert (in Zukunft) alle Produktionsschritte von TextilienKontrolle des Rohstoffs Baumwolle und dessen WeiterverarbeitungKontrolle der verwendetet Rohstoffe
Unter Anderem: keine Zwangs- und Kinderarbeit, Verwendung von schadstoffgeschützten NaturfasernUnter Anderem: keine gefährlichen Chemikalien, keine Kinder- und ZwangsarbeitUnter Anderem: Rohstoffe müssen zu einem Mindestanteil aus Bioanbau stammen

GOTS — Global Organic Textile Standard

Das GOTS-Siegel ist in Zusammenarbeit von 4 internationalen Organisationen für fairen Handel entstanden. Kriterien für die Zertifizierung mit dem GOTS-Siegel sind unter anderem, dass die Rohstoffe der Produkte zu 95% aus Bioanbau stammen. Auch die Verarbeitung der Rohstoffe wird kontrolliert. Hier soll auf chemische Prozesse verzichtet werden und stattdessen nachhaltige Alternativen angewandt werden. Auch dieses Siegel setzt sich außerdem für die faire Behandlung der Mitarbeiter innerhalb der Textilkette ein. Mindestens einmal im Jahr wird kontrolliert, ob die Betriebe die Kriterien erfüllen können.

Recycling Siegel

Der blaue Engel

Der blaue Engel ist ein Siegel, das Alltagsprodukte von Papier über Möbel bis zu Elektrogeräten kennzeichnet. Im Fokus steht dabei der Umgang mit Ressourcen, Klima und Menschen im Fertigungsprozess. Qualifiziert für den blauen Engel sind beispielsweise Produkte, die besonders langlebig und reparaturfähig sind, sich gut recyceln lassen und möglichst umweltschonend gefertigt wurden. Das Siegel wurde von 4 Institutionen entwickelt, darunter das Bundesumweltministerium, das die Kriterien festlegt. Geprüft werden die Unternehmen von einer unabhängigen Organisation.

Mehrweg Zeichen

Ein großer Teil des Mülls in unseren Meeren wird durch Plastik verursacht, das nur einmal, oft sogar nur wenige Minuten in Gebrauch ist. An manchen Stellen, wie zum Beispiel in der Medizin ist das aus hygienischen Gründen nicht zu vermeiden. An anderen Stellen, etwa bei Lebensmitteln und Getränken, kann mit einem Mehrwegsystem aber sehr wohl etwas dagegen unternommen werden. Um Mehrweg-Behälter zu kennzeichnen gibt es das Mehrweg-Zeichen. Es unterscheidet die wiederverwendbaren Flaschen von Einwegflaschen und sorgt so für weniger unnötigen Müll. Das Mehrwegzeichen wurde vom Umweltbundesamt ins Leben gerufen.

Woran erkenne ich ein gutes Siegel?

Leider gibt es auf diese Frage keine pauschale Antwort, im Gegenteil: Oft sehen sich die Siegel so ähnlich, dass es schwierig ist, den Überblick zu behalten. Aber es gibt Hilfe:

Der NABU Siegelcheck

Ob als App oder über die Website: Mit dem NABU Siegelcheck hast Du immer den Überblick über alle Siegel. Hier bekommst Du nicht nur einen Überblick über die Organisationen hinter den Siegeln und ihre Anforderung, sondern auch eine hilfreiche Einordnung. Die zeigt Dir, wie aussagekräftig das Siegel in Bezug auf fairen Handel und Nachhaltigkeit ist.

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