Earth Overshoot Day immer früher

16. August 2019 | Bildung

Vor gut zwei Wochen fand in diesem Jahr der Earth Overshoot Day statt – und damit wieder drei Tage früher als noch im Vorjahr. Damit hat der Mensch innerhalb von nur sieben Monaten alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres erneuern kann. Von nun an leben wir aus ökologischer Sicht über unsere Verhältnisse. Und obwohl diese Entwicklung äußerst besorgniserregend ist, besteht dennoch kein Grund zur Verzweiflung – zumindest noch nicht. Jeder von uns kann nämlich etwas tun, um den Welterschöpfungstag wieder nach hinten zu verschieben. Alle Fakten rund um den Earth Overshoot Day gibt’s hier im Plastikalternative Blog.

Was ist der Earth Overshoot Day?

Mit dem Earth Overshoot Day hat das Global Footprint Network eine Aktion ins Leben gerufen, die den Menschen die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen ins Bewusstsein ruft. Zu Deutsch ist der Earth Overshoot Day auch als „Erdüberlastungstag“ oder „Welterschöpfungstag“ bekannt. Bezeichnet wird damit das Datum, an dem der Mensch das jährliche Ressourcenaufkommen der Erde aufgebraucht hat. Von diesem Tag an verbrauchen wir mehr Ressourcen als die Erde produzieren kann. Diese Rechnung würde nur aufgehen, wenn uns 1,75 Erden zur Verfügung stünden. Das ist aber natürlich nicht der Fall.

In Deutschland ist die Lage sogar noch dramatischer. Hier war der Earth Overshoot Day in diesem Jahr bereits am 3. Mai erreicht.  Würden alle Menschen so viel konsumieren wie die Deutschen, wären demnach mehr als drei Erden nötig, um den gesamten Bedarf zu decken. Noch schlimmer sieht es in den USA aus: Hier fiel der Erdüberlastungstag auf den 15. März. Damit bräuchten wir sogar fünf Erden, wenn wir alle auf dem Konsumniveau der USA leben würden.

Wie wird der Earth Overshoot Day berechnet?

Zur Berechnung des Earth Overshoot Day wird die Biokapazität der Erde bestimmt. Die globale Biokapazität beschreibt die Menge der Erträge von produktiven Landflächen sowie die Fähigkeit der Ökosysteme, vom Menschen erzeugte Abfallstoffe zu absorbieren. Die Biokapazität wird in ein Verhältnis zum ökologischen Fußabdruck gesetzt, der der Nachfrage nach biologischen Ressourcen innerhalb eines Jahres eine feste Größe zuschreibt. Mithilfe dieser Angaben lässt sich das Datum berechnen, an dem die Flächen und Ressourcen, die die Menschen für ihren Lebensstandard verbrauchen, die Flächen unseres Planeten übersteigen, die diese Ressourcen zur Verfügung stellen.

Wie hat sich der Erdüberlastungstag im Laufe der Jahre verschoben?

Dabei existiert der Earth Overshoot Day noch gar nicht so lange. Noch Anfang der 1960er Jahre verbrauchte die Menschheit gerade einmal die Hälfte der gesamten Biokapazität unseres Planeten. Zum ersten Mal kam es zum Erdüberlastungstag in den frühen 1970er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt überstieg unser Verbrauch erstmalig die tatsächliche Kapazität der natürlichen Ressourcen. Und obwohl das Problem bereits seit einigen Jahren bekannt ist, hat sich seitdem wenig geändert. So passiert es, dass der Earth Overshoot Day mit jedem Jahr früher eintritt. Lag dieser 1987 noch am 19. Dezember, war der Termin im Jahr 2000 schon auf den 23. September gerückt. Und heute, gerade einmal 19 Jahre später, geschieht es nochmal fast zwei Monate früher, dass wir anfangen, bei der Erde Schulden zu machen.

Die Folgen bleiben nicht aus: Der voranschreitende Klimawandel, das Artensterben, die Überfischung der Meere und schrumpfende Wälder sind alles Faktoren, die als Indikatoren dieser Entwicklung betrachtet werden.

Was sind die Ursachen?

Strom, Wärme, Mobilität

Die Gründe dafür sind vielfältig. Diese hängen aber fast immer mit den unverändert hohen CO2-Emissionen zusammen. Rund 60 Prozent des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit gehen zulasten der CO2-Emissionen. Noch vor 150 Jahren lief der Netto-Ausstoß von Treibhausgasen gegen Null. Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens einigten sich die Nationen darauf, diesen Wert bis zum Jahr 2050 wieder zu erreichen. Und dieses Ziel ist nicht nur aus klimaschutztechnischer Sicht äußerst sinnvoll. Wenn wir unsere CO2-Emissionen um 50 Prozent verringern, tritt der Earth Overshoot Day mehr als drei Monate später ein. Dabei spielt neben der Emissionslast von Strom und Wärme auch das Thema Mobilität eine große Rolle. Ob mit dem Auto, dem Schiff oder dem Flugzeug – fast immer verursacht der Mensch, wenn er unterwegs ist, Emissionen.

Abholzung der Wälder

Regenwald: Aufforstung zur Verschiebung des Earth Overshoot Day

Ein wichtiger Gedanke des Pariser Klimaabkommens besteht darin, dass ein Land nur so viel CO2 produzieren dürfe, wie es selbst wieder kompensieren kann. Dabei kommt der Aufforstung besondere Bedeutung zu. Etliche Millionen Hektar Naturwald wurden in den vergangenen Jahrzehnten abgeholzt, um zusätzliche Flächen für die Landwirtschaft oder zur Umsetzung von Bauprojekten zu schaffen. Mit der Abholzung von Bäumen entweicht das darin gespeicherte CO2 und dringt ungehindert in die Erdatmosphäre ein – zulasten unserer Umwelt. Wenn wir es schaffen, 350 Millionen Hektar Wald aufzuforsten, hätten wir beim Erdüberlastungstag weitere acht Tage gewonnen.

Ernährung

Rinder auf Weide

Und schließlich ist auch die Ernährung von Bedeutung und hier insbesondere die Lebensmittelverschwendung. Offiziellen Angaben zufolge landet rund ein Drittel der weltweit produzierten Menge an Nahrung direkt im Müll. Das ist nicht nur in Anbetracht des Welthungers äußerst erschreckend, es belastet die Umwelt auch ähnlich stark wie die in der Nahrungsmittelindustrie verbreitete Ressourcenineffizienz. Die Produktion tierischer Kalorien fällt deutlich ressourcenintensiver aus als bei Kalorien aus pflanzlichen Quellen. Tiere benötigen Futter, für dessen Anbau riesige Waldflächen gerodet werden. Auch die Menge an Wasser, die für die Herstellung von tierischen Produkten anfällt, ist enorm. Nicht zu vergessen sind schließlich auch die schädlichen Methanemissionen, die Kühe während der Verdauung freisetzen. Würden wir den Fleischkonsum um 50% senken, würde das Datum des Earth Overshoot Day um drei Tage nach hinten rücken. Und wenn wir es schaffen, die weltweite Lebensmittelverschwendung zu halbieren, hätten wir weitere elf Tage gewonnen.

Wie kann man helfen? #movethedate

Aus Kompost entsteht Humus, der neuen Pflanzen wertvolle Nährstoffe für das Wachstum liefert.

Den ultimativen Masterplan zur Rettung der Erde gibt es vielleicht nicht. Dafür aber ambitionierte Ansätze, die dabei helfen, den Earth Overshoot Day Jahr für Jahr wieder ein paar Tage nach hinten zu verschieben. Damit das gelingt, sind alle gefragt. Denn jeder Mensch kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, nur so viel der natürlichen Ressourcen zu nutzen, wie die Erde sie uns zur Verfügung stellt. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig und ziehen sich durch sämtliche Lebensbereiche. Tipps und Anregungen dazu findest Du u.a. auf der Seite Earth Overshoot Day, auf der das Global Fottprint Network unter dem Hashtag #movethedate Beiträge von Menschen weltweit sammelt, die einen Beitrag zur Verschiebung des Earth Overshoot Day leisten.

Ein paar Anregungen wollen wir Dir aber auch hier schon mit auf den Weg geben. So kannst Du in Zukunft häufiger mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen und das Auto nur dann nutzen, wenn es wirklich nötig ist. Und wenn Du in ein Flugzeug steigst, ist der CO2-Ausgleich eine gute Möglichkeit, um Deinen Flug zu kompensieren. Dabei werden an anderer Stellen die Mengen CO2 gespart, die Du bei Deinem Flug verbraucht hast, z.B. durch die Unterstützung von Aufforstungs- und Klimaschutzprojekten.

Gerne kannst Du auch versuchen, mehr pflanzliche Produkte in Deinen Ernährungsplan zu integrieren. Eine rein vegane bzw. vegetarische Ernährungsweise ist zwar vorbildlich. Wenn Du in Zukunft bewusster und öfter auf Fleisch verzichten, ist aber auch schon viel getan. Oberste Priorität sollte die Müllvermeidung haben. Kaufe nach Möglichkeit nur so viel, wie Du auch wirklich brauchst und vermeide  unnötige Spontankäufe. In unserem Zero Waste-Artikel findest Du weitere Anregungen zum Thema. Bei der Müllvermeidung spielt insbesondere die Vermeidung von Plastik eine große Rolle. In unserem Plastikalternative Ratgeber findest Du zahlreiche Tipps und Anregungen, wie Du Kunststoff vermeiden und durch umweltfreundliche Plastikalternativen ersetzen kannst.

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