Die verborgene Gefahr von Mikroplastik: Ursachen, Risiken und Lösungen

4. Juli 2019 | Bildung

In der Umweltdebatte ist immer wieder von Mikroplastik die Rede. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff? Und was macht es so gefährlich? Diesen Fragen sind wir auf den Grund gegangen.

Was ist Mikroplastik?

Mikroplastik ist mittlerweile leider weit verbreitet und vielerorts vorzufinden
Mikroplastik ist mittlerweile weit verbreitet und vielerorts vorzufinden

Die Massen an Plastikmüll, die an Stränden und Flussufern angeschwemmt werden, geben Grund zur Sorge. Weniger offensichtlich, aber keinesfalls weniger besorgniserregend sind kleinste Plastikteilchen, die man mit dem bloßen Auge teilweise nicht einmal erkennen kann – das sogenannte Mikroplastik. Dabei handelt es sich um feste und unlösliche synthetische Polymere, die kleiner als fünf Millimeter sind. Studien haben gezeigt, dass unsere Umwelt voll davon ist. Gewässer, Felder, die Mägen von Tieren – überall findet man Mikroplastik. Sogar im menschlichen Kot konnte man die kleinen Kunststoffteilchen bereits nachweisen. Doch wie gelangt das Plastik da eigentlich hinein?

Wie gelangt Mikroplastik in unsere Umwelt?

Man kann grundsätzlich zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterscheiden. Primäres Mikroplastik sind die kleinen Kunststoffpellets, die die Industrie zur Weiterverarbeitung in fester oder flüssiger Form fertigt. Das Kunststoffgranulat kommt beispielsweise in Kosmetikprodukten und Haushaltsreinigern vor. Da unsere Kläranlagen nicht dazu in der Lage sind, kleinste Partikel aus dem Abwasser herauszufiltern, gelangen diese ungehindert in unsere Gewässer. Auch der Klärschlamm, den die Landwirte als Dünger nutzen, trägt massiv zu diesem Problem bei. Die größeren Plastikteilchen, die sich aus dem Abwasser herausfiltern lassen, verbleiben nämlich im Klärschlamm. Und der landet zu einem großen Teil auf unseren Feldern, von wo aus das Plastik in unsere Böden und schließlich auch ins Grundwasser sickert. Zu diesem Thema können wir Ihnen noch einmal den Artikel Plastik in der Landwirtschaft empfehlen.

Sekundäres Mikroplastik entsteht durch den Zerfall größerer Plastikteile. Jedes Jahr landen Schätzungen zufolge rund zehn Millionen Tonnen Plastik in unseren Ozeanen – und bleiben dort für eine sehr lange Zeit. So wird ein Coffee-to-Go Becher meist zwar nur wenige Minuten benutzt. Es dauert dann aber noch viele Hundert Jahre, bis seine Plastikbeschichtung zerfallen ist. Wirft man den Becher dann achtlos in die Umwelt, tragen Wind, Wasser und Sonne zu seiner Zersetzung bei. Übrig bleiben winzige Plastikteilchen von wenigen Millimetern Größe, die unsere Ökosysteme belasten.

Warum ist Plastik so gefährlich?

Welche Auswirkungen diese „Plastiksuppe“ auf unsere Umwelt hat, ist noch weitgehend unerforscht. Erste Studien liefern jedoch beunruhigende Erkenntnisse. So hat man herausgefunden, dass Plastik andere Schadstoffe aufgrund seiner Oberflächeneigenschaften wie ein Magnet anzieht. Meeresorganismen verwechseln das Plastik mit Nahrung und fressen dieses mitsamt den daran haftenden Umweltgiften. Aber auch die Bestandteile von Plastik selbst sind nicht zu unterschätzen. Die Chemikalie Bisphenol A beispielsweise steht in Verdacht, hormonelle Veränderungen, Verhaltensstörungen und Krankheiten hervorzurufen. Kleinstlebewesen wie Plankton, die den Kunststoff aufnehmen, werden von größeren Fischen gefressen, wodurch das Mikroplastik Teil der Nahrungskette wird – und schließlich beim nächsten Fischessen auch auf unserem Teller landet. Wie sich Plastik auf die menschliche Gesundheit auswirkt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Forscher vermuten aber einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Mikroplastik über die Nahrung und Magen-Darm-Problemen, Atemwegserkrankungen, Diabetes und Krebs.

Wie können wir Mikroplastik vermeiden?

Mikroplastik ist überall. Es komplett aus unserem Leben zu streichen, ist unmöglich. Wir können uns aber bemühen, unseren Konsum von Mikroplastik zu minimieren. Dazu gehört es, Produkte, die Kunststoff enthalten, zu boykottieren. Der BUND hat dazu einen Einkaufsratgeber veröffentlicht, der Auskunft darüber gibt, in welchen Kosmetikprodukten sich Mikroplastik versteckt. Um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, genügt es aber nicht, nur die Verbraucher in die Pflicht zu nehmen. Es sind die Hersteller der Produkte, die etwas an ihrem Verhalten ändern müssen. Daher setzen wir uns für ein generelles Verbot von Kunststoffen in Kosmetikprodukten ein.

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