Weichmacher in Plastik

4. Juli 2018 | Globale Nachhaltigkeit

Plastik begegnet uns im Alltag immer wieder: Ob beim Einkaufen im Supermarkt, in der Kleidung oder in der Kosmetik. Und so sehr wir es auch versuchen, ganz können wir Plastik wohl kaum aus unserem Leben verbannen. Spätestens die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig Einmalplastik für die hygienischen Standards in der Medizin ist. Trotzdem ist klar, dass Plastik auch eine Gefahr darstellt – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Menschen. Immer wieder hört man von schädlichen Weichmachern in Plastik oder Mikroplastik in der Luft. Aber wie kommt es dazu? Und wann wird es für den Menschen gesundheitsschädlich? Wir schauen es uns genauer an:

Ein Großteil unserer Lebensmittel sind in Plastik eingepackt.
Ein Großteil unserer Lebensmittel sind in Plastik eingepackt.

Plastik – Ein Überblick

Was ist Plastik?

Plastik ist eigentlich ein umgangssprachlicher Begriff für Kunststoff. Kunststoffe sind Stoffe, die in dieser Form eigentlich nicht auf der Erde vorkommen würden. Kunststoff wird synthetisch hergestellt, aus verschiedenen Elementen wird also eine Verbindung hergestellt. Seinen Namen “Plastik” verdankt der Kunststoff vor allem seinen Eigenschaften: Er ist elastisch, bruchfest, formbar und temperaturbeständig. Er ist also sehr wandelbar und kann ohne großen Aufwand in die gewünschte Form gebracht werden. Daher ist er auch heute noch vor allem als Verpackungsmaterial beliebt.

Wie wird Plastik hergestellt?

Um Plastik herzustellen, werden Polymere gebildet. Das sind lange, ineinander verschlungene Molekülketten. Grundlage für die Plastikherstellung ist häufig Erdöl. Dieser fossile Energieträger wird destilliert. Dabei entsteht unter anderem Rohbenzin. Das kann dann in verschiedene Kohlenstoffverbindungen aufgespalten werden. Diese wiederum werden miteinander verknüpft und bilden dann die langen Molekülketten des Kunststoffs.

Woraus besteht Plastik?

Es gibt verschiedene Arten von Plastik, die auf unterschiedlichen Rohstoffen basieren. Ein Großteil des Kunststoffs wird aus fossilen Rohstoffen gewonnen, also zum Beispiel Erdöl, Kohle oder Erdgas. Vor allem Rohbenzin, dass aus Erdöl gewonnen wird, ist für die Herstellung von Plastik beliebt.

Plastik wird unter anderem aus Erdöl gewonnen.
Plastik wird unter anderem aus Erdöl gewonnen.

Allerdings gibt es auch Plastik, das aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, sogenanntes Bioplastik. Dafür wird zum Beispiel Maisstärke verwendet, Algen oder auch Pflanzenabfälle. Dieser Kunststoff zerfällt beim Abbau wieder in seine natürlichen Bestandteile und wird nicht wie herkömmliches Plastik zu Mikroplastik. Allerdings braucht es dafür wesentlich mehr Zeit und Energie, als das mit natürlichen Stoffen der Fall wäre.

Welche Arten von Plastik gibt es?

Plastik ist nicht gleich Plastik. Beispielsweise unterscheidet sich der Pfannenwender aus Plastik vom Nylonstrünmpfen – auch wenn beide aus Kunststoffen gefertigt sind. Man unterscheidet zwischen 3 Arten von Kunststoff:

  • Thermoplaste/ Plastomere: Der Name lässt bereits vermuten, dass diese Art von Plastik auf Wärme reagiert. Unter Wärmeeinfluss lassen sich diese Kunststoffe verformen.
  • Elastomere: Strumpfhosen, Gummibänder, Dichtungsringe – das alles sind elastische Arten von Plastik. Sie lassen sich durch Ziehen und Drücken verformen, nehmen ihre ursprüngliche Form aber von alleine wieder ein.
  • Duroplaste: Diese Kunststoffe sind spröde und können nach dem Aushärten nicht erneut verformt werden. Zur Gruppe der Duroplaste gehören zum Beispiel Kunstharze wie Epoxidharz.

Welche Auswirkungen hat Plastik auf den Menschen?

Weichmacher im Plastik

Dass Plastik schlecht ist, bekommen wir tagtäglich zu hören. Es richtet nicht nur in der Umwelt Schaden an, sondern auch in unserem Körper. In der Diskussion um Gesundheitsrisiken für den Menschen geht es vor allen Dingen um Weichmacher und die mysteriöse Abkürzung “BPA“. Weichmacher sind Stoffe, die in feste Materialien eingebracht werden, um diese zum Beispiel biegsam oder dehnbar zu machen. Sie kommen in verschiedenen Kunststoffen vor und sind auch für die Produktion von Plastikflaschen und Lebensmittelverpackungen essentiell.

Die Aussagen dazu, inwiefern sie gesundheitsschädigend für den Menschen sein können, sind nicht eindeutig. Es gibt aber die Befürchtung, dass Weichmacher  beispielsweise die Funktion der Schilddrüse und der Bauchspeicheldrüse und unter Umständen auch die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können. Noch drastischer sind die Befürchtungen hinsichtlich des Stoffs Bisphenol – A (BPA). BPA ist eine Chemikalie, die in der Plastikindustrie genutzt wird, um Kunststoff zu strecken – sie macht den Kunststoff also billiger.

Auch in Getränkedosen befindet sich Kunststoff.
Auch in Getränkedosen befindet sich Kunststoff.

Außerdem wird sie für die Innenbeschichtung von Getränkedosen verwendet. Die Struktur des Stoffes ist einem menschlichen Hormon sehr ähnlich und kann im Körper deshalb zu Verwirrung führen und den Hormonhaushalt negativ beeinträchtigen. Langfristig kann dies hormonell bedingte Krankheiten fördern. Besonders bedenklich ist, dass Hormone bereits in äußerst geringen Dosierungen gravierende Folgen für die Gesundheit des Menschen haben können.

Mikroplastik im menschlichen Körper

Neben Weichmachern und BPA, die sich aus den Kunststoffen als einzelne Stoffe lösen, wurde inzwischen aber auch Mikroplastik im Stuhl von Menschen entdeckt. Mikroplastik sind winzig kleine Plastikpartikel, die in großen Massen vor allem im Meer und in anderen Gewässern  gefunden und als problematisch angesehen werden, da sie die Funktionen der jeweiligen Ökosysteme beeinträchtigen können. Welche Gefahren sie für den Menschen darstellen, wenn sie in seinen Körper geraten, kann aufgrund fehlender Langzeitstudien noch nicht abschließend gesagt werden.Versuche an Muscheln zeigten aber bereits, dass Allergien und Entzündungen durch Mikroplastik ausgelöst werden können.

Wie gelangen die Stoffe in den Körper?

Ob Kunststoff auch in das Gewebe von Meerestieren übergeht, muss noch erforscht werden.
Ob Kunststoff auch in das Gewebe von Meerestieren übergeht, muss noch erforscht werden.

Kunststoffe werden in allen Bereichen genutzt – auch als Lebensmittelverpackung. Getränke werden beispielsweise in Kunststoffflaschen abgefüllt, Aufschnitt kommt in der Plastikverpackung, Fertiggerichte können direkt in der Plastikschale aufgewärmt werden. Selbst für den Lebensmittelbereich zugelassene Kunststoffsorten wie PE, PP und PET können schädliche Stoffe an die Lebensmittel abgeben. Für den Endkunden ist nicht erkennbar, ob Schadstoffe von der Verpackung ins Lebensmittel übergegangen sind, also verzehrt er diese. Das ist ein Weg, wie Schadstoffe aus Plastik in den menschlichen Körper gelangen.

Wie das Mikroplastik in den Körper kommt, ist noch unklar. Eine Möglichkeit ist ein Eintrag über den Verzehr von Meerestieren. Der Konsum von Fisch wird dabei bisher als weniger bedenklich eingestuft, da Fische Mikroplastik selbst eher über den Magen aufnehmen, welcher vor dem Verzehr entfernt wird. Ob Fische Plastik auch in ihrer Muskelmasse tragen, ist bisher noch nicht ausreichend erforscht. Der Konsum anderer Meerestiere wie Muscheln oder Garnelen ist hingegen stärker bedenklich, da die kleinen Plastikteilchen die Zellmembranen dieser Meerestiere direkt passieren können. Beim Verzehr nimmt der Mensch das Plastik also mit auf. Darüber hinaus könnte es auch sein, dass auch hier die Verpackungen eine Rolle spielen. Hierzu müssen zunächst allerdings weitere Forschungen durchgeführt werden.

Was können wir tun, um die Gefahren in Zukunft zu verringern?

Als Konsument kann man zunächst einmal versuchen, mit bewussten Kaufentscheidungen Plastik zu vermeiden und so auch das Angebot unverpackter Lebensmittel zu fördern. Darüber hinaus sollten Konsumenten auch einige Sorten von Biokunststoffen kritisch betrachten und auch wenn es schwer fällt, einfach öfter ganz auf Plastik verzichten. Dass dies aber nicht gänzlich möglich ist, ist selbstverständlich. Vor allen Dingen müssen deshalb Schadstoffe in Kunststoffen, die für Lebensmittelverpackungen genutzt werden, verboten und auch der Gebrauch von Kunststoffen insgesamt eingeschränkt werden.

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